Dienstag, 6. Juli 2010

Jan Hus - ein Märtyrer für Christus

Jan Hus (oder Johannes Huss) war ein Vorläufer der Reformation, der bereit war, aufgrund von Anfeindungen für seinen Herrn zu sterben. Sein Glaubensmut leuchtet hell bis in die heutige Zeit hinein und spornt uns an, konsequent an dem vor uns liegenden Wettlauf des Glaubens teilzunehmen.
(Jan Hus Denkmal in Prag) Um das Jahr 1370 wird Jan Hus in einem kleinen böhmischen Dorf geboren. Früh zeigen sich seine herausragenden Fähigkeiten, und so kommt er als junger Mann nach Prag, um dort an der berühmten Universität zu studieren. Er will Priester werden. In Prag lernt er die Schriften des gottesfürchtigen John Wycliff kennen, die ihn beeindrucken und nachhaltig prägen [siehe Fußnote]. Hus wird zum Prediger in der Bethlehemskapelle der Universität Prag berufen Viele wollen den ernsten und doch freundlichen Mann hören, da er das Wort Gottes nicht doziert, sondern es zu Herz und Gewissen reden lässt. Er scheut sich auch nicht, falsche Lehren und Praktiken der katholischen Kirche anzuprangern. Hus verurteilt öffentlich den Ablasshandel, die Kreuzzüge, die Lehre vom Fegefeuer, die Sündenvergebung durch die Priester und vieles andere mehr. Das entfacht den Unmut seiner Landsleute gegen den Papst. Verkäufer von Ablassbriefen werden in Prag beschimpft und sogar misshandelt. Es nimmt nicht Wunder, dass Jan Hus bei dem Papst Johann XXIII. (Gegenpapst) immer mehr in Misskredit gerät und schließlich unter den großen Kirchenbann gestellt wird. Obwohl Hus damit völlig außerhalb der Kirche steht, fährt er unermüdlich fort zu predigen und das bloßzustellen, was er als schriftwidrig erkannt hat. Ganz Böhmen gerät in Bewegung, und die Sache zieht zunehmend Kreise. Auch der römisch-deutsche König Sigismund wird auf Hus aufmerksam und lädt ihn vor das Konzil von Konstanz (1414-18). Dort soll er seine Ansichten vor hohen Würdenträgern der Welt und Kirche verteidigen. Sigismund stellt Hus einen Schutzbrief aus, der ihm eine sichere An- und Abreise gewährt. Alle Beamten seines großen Reiches werden aufgefordert, den Mann aus Prag gut zu behandeln. Konstanz Am 11. Oktober 1414 bricht Hus nach Konstanz auf. Er weiß, dass es – trotz des königlichen Geleitbriefs – ein gefährliches Unterfangen ist und trifft Anordnungen über seine wenigen Habseligkeiten. In allen größeren Städten macht er einen Anschlag an den Kirchentüren: „Magister Jan Hus begibt sich soeben nach Konstanz, um den Glauben zu bekennen, den er bislang gehalten hat, jetzt hält, und, wenn es der Herr Jesus Christus gibt, halten wird bis zum Tod … Magister Jan ist bereit, jedem Widersacher auf diesem Konzil Rechenschaft zu geben von seinem Glauben.“ Am 3. November, bevor das Konzil eröffnet ist, erreicht Hus Konstanz, wo 12.000 Menschen auf den Beinen sind, um den bekannten Prediger zu sehen. Dann geschieht das Unerhörte: Einige Bischöfe sorgen dafür, dass Hus unter der Anklage der Ketzerei in ein Gefängnis geworfen wird. Die Zusage des Königs wird einfach mit der Begründung ignoriert, dass kein Schutzbrief von irgendeinem weltlichen Machthaber zum Schaden des katholischen Glaubens ausgestellt werden dürfe. Sigismund protestiert zwar, unternimmt aber nichts gegen diese teuflischen Machenschaften. In seiner einsamen Zelle wird Hus massiv bearbeitet, damit er seine vermeintlichen Irrtümer widerrufe. Ein Widerruf wäre im Sinn der Kirche, denn auf diese Weise würde wahrscheinlich die Glut des böhmischen Schwelbrandes zum Erlöschen kommen. Sollte Hus hingegen zum Märtyrer werden, könnte das einen Sturm der Entrüstung mit ungeahnten Folgen entfesseln. Und so werden bei Hus die üblichen milderen Mittel der Inquisition angewandt, um seinen Starrsinn zu brechen. Doch Hus lässt sich trotz Krankheit und Schmerzen nicht einschüchtern. Standfest ist er, aber auch demütig und ergeben. In seinen Briefen redet er von Vergebung für seine hinterlistigen Feinde sowie von der Unterordnung unter den guten Willen Gottes. Das heimlich von Freunden gemachte Angebot, ihm zur Flucht zu verhelfen, lehnt er ab, weil er von der Wahrheit des Evangeliums öffentlich Zeugnis ablegen möchte. Verhöre vor dem Konzil Immer wieder erinnert der Gefangene seine Peiniger daran, dass ihm eine Verhandlung vor dem ganzen Konzil zugesagt worden war. Da sich auch Fürsten, Edelleute und nicht zuletzt König Sigismund dafür einsetzen, wird Jan Hus am 5. Juni 1415 zum ersten Mal vor das Konzil geführt, das in dem Speisesaal eines Klosters tagt. Bevor der gefesselte Zeuge Jesu Christi den Raum betritt, wird das Konzil darüber informiert, was die bisherigen Untersuchungen und Verhöre ergeben haben. Hus werden die Anklagepunkte vorgestellt und er wird aufgefordert, dazu Punkt für Punkt Stellung zu nehmen. Der Angeklagte beteuert, dass viele Beschuldigungen gar nicht zuträfen und versucht, seine Überzeugungen durch die Schrift zu beweisen sowie durch Zitate der allgemein anerkannten „Kirchenväter“ zu untermauern. Er betont, dass er nur etwas von seinen Worten widerrufen werde, wenn man ihm zeige, dass sie im Widerspruch zum Wort Gottes stünden. Doch immer und immer wieder wird er durch laute Zwischenrufe unterbrochen. „Verbrennt ihn! Verbrennt ihn!“, hallt es durch den Speisesaal. Als schließlich ein großer Tumult entsteht, verstummt er, wie auch sein großer Meister vor einem ungerechten Gerichtshof verstummte. Am 7. Juni beginnen die Verhandlungen von neuem. Sigismund ist dieses Mal selbst zugegen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. In den Verhandlungen wird Hus von den alten, ehrwürdigen Herren beschimpft und verlacht. Der König fordert ihn ultimativ auf, nicht hartnäckig an seinen Ketzereien festzuhalten. Doch der Streiter Christi erwidert: „Ich bin nicht hierher gekommen, um an Irrtümern festzuhalten. Man beweise mir, dass ich geirrt habe, und ich will mich in aller Demut eines Besseren belehren lassen.“
8. Juni 1415: dritter Verhandlungstag. Hus ist sehr erschöpft. Heftige Zahnschmerzen haben ihm den Schlaf geraubt und auch die sechsmonatige Haft ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Aber in dem Verhör zeigt er keine Schwäche. Die scharfsinnigsten Theologen und Philosophen können ihn nicht dazu bringen, Zugeständnisse zu machen; er bleibt fest bei dem, was er aus Gottes Wort erkannt hat. Da eine weitere Verhandlung nicht mehr sinnvoll erscheint, wird Hus in seinen Kerker zurückgeführt. Kaum hat er den Saal verlassen, verkündet Sigismund: „Ihr habt gehört, welche Anklagen gegen Hus vorgebracht worden sind … Nach meinem Urteil verdient er für jede von ihnen den Tod.“ Hus muss sterben; das steht schon jetzt fest. Doch er wird nicht sofort hingerichtet, sondern von verschiedenen Personen höchsten Ranges und Ansehens in seiner Zelle besucht. Alle Hebel werden in Bewegung gesetzt, ihn zum Abschwören zu überreden. Einer der Kardinäle legt ihm eine sehr geschickt abgefasste Widerrufsformel vor, die es ihm so leicht wie möglich machen soll. Doch Hus ist in seinem Gewissen gebunden an Gottes Wort und ist nicht gewillt, auf Kosten der Wahrheit Kompromisse zu machen. Es bleibt daher nur noch der unvermeidliche Schlussakt dieses Dramas übrig!
Die Hinrichtung Am 6. Juli 1415 bricht der letzte Erdentag für Jan Hus an. Sein Weg führt in den Dom von Konstanz, der bis auf den letzten Platz besetzt ist. Unter den Anwesenden: König Sigismund und seine Adligen, die hohen Würdenträger des Reiches mit ihren Abzeichen und die Kardinäle mit ihren glänzenden Gewändern. Nach der Messe wird Hus hineingebracht und auf einen erhöhten Platz geleitet. Alle Anklagenpunkte werden verlesen. Hus darf dagegen seine Stimme nicht erheben, sondern muss sich still anhören, dass er ein hartnäckiger und unverbesserlicher Ketzer sei, der durchaus nicht in den Schoß der Kirche zurückkehren wolle. Sofort wird mit einer Entweihungshandlung begonnen, die sieben Bischöfe ausführen: Hus wird mit priesterlichen Gewändern bekleidet und, mit einem leeren Abendmahlskelch in der Hand, zum Hochaltar geführt – gerade so, als hätte er eine Messe zu zelebrieren. Am Altar wird Hus der Kelch abgenommen, die Gewänder werden ihm ausgezogen und ein Kreuz in seine Haare geschnitten. Er wird zur Domtüre hinaufgestoßen, dort setzt ihm der Bischof von Konstanz eine kegelförmige mit Teufeln bemalte Papiermütze auf den Kopf, auf der geschrieben steht:„Erzketzer“. Jan Hus, der alles in Ruhe mit sich geschehen lässt, erinnert daran, dass Christus für ihn die Dornenkrone getragen habe; und so wolle er um seiner Wahrheit willen diese leichtere tragen. Als Bischöfe ihm lauthals zurufen, dass seine Seele den höllischen Teufeln übergeben würde, sagt er: „Ich aber übergebe meinen Geist in deine Hände, o Herr Jesus Christus; dir befehle ich meine Seele, die du erlöst hast.“ Die abstoßende Zeremonie endet mit der Erklärung, dass Hus nun außerhalb der Kirche stände und darum der weltlichen Macht übergeben werde. Diese soll das Todesurteil aussprechen und vollziehen, damit die Kirche behaupten kann, sie habe kein Blut vergossen. Die Vertreter der weltlichen Obrigkeit erklären ohne Zögern, dass Hus verbrannt werden müsse. 2000 Bewaffnete mit dem Pfalzgrafen Ludwig an der Spitze und eine große Volksmenge begleiten Hus auf seinem letzten Gang zu einer Wiese in der Nähe des Rheins. Es wird ein Umweg eingeschlagen, um Hus zu zeigen, wie seine Bücher am bischöflichen Palast verbrannt werden. Hus lächelt nur darüber. Als er den Scheiterhaufen sieht, fällt er auf seine Knie und betet innig. Er wird mit nassen Stricken und mit einer rostigen Kette um den Hals an ein Brett gefesselt. Holz und Stroh wird geschichtet und mit Pech übergossen. In letzter Minute wird er noch einmal gefragt, ob er dem Feuertod durch Abschwören entgehen will. Doch er weigert sich auch jetzt! Die Henker zünden das Feuer an. Der Holzstoß flammt auf. Zweimal hört man den Märtyrer rufen: „Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner.“ Dann erhebt sich ein Wind und der Rauch erstickt seine Stimme, mit der er bis zum Schluss das Lob seines Herrn singt. Nach kurzem Leid ist die Seele dieses treuen Mannes bei Christus im Paradies, während die Asche seines verbrannten Körper in den Rhein gestreut wird. Ein Appell an uns Dieser kurze Blick auf einen markanten Punkt in der Geschichte der Christenheit führt uns zu der Frage, ob die christlichen Tugenden, die wir bei Jan Hus gesehen haben, auch bei uns zu finden sind. Sicher lebte Jan Hus in einer ganz anderen Zeit. Vieles hat sich seitdem verändert. Aber Treue, Hingabe, Leidensbereitschaft, Mut und Entschiedenheit sind auch heute noch sehr gefragt. Das, was Paulus an Timotheus geschrieben hat, wollen daher auch wir neu ins Herz fassen: „Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres Herrn …, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes“ (2. Tim 1,8). Fußnote: John Wycliff (1330–1384) war ein gläubiger Gelehrter, der als Erster die Bibel ins Englische übersetzte. Seine Schriften wurden als ketzerisch verurteilt, da er viele Irrtümer der Kirche anprangerte und das Evangelium der reinen Gnade Gottes ausbreitete. [Aus der Zeitschrift "Folge mir nach", http://www.folgemirnach.de/] Gerrid Setzer

Keine Kommentare: