Mittwoch, 15. September 2010

August Dickmann

Ich den letzten Wochen macht sich ja unsere Regierung vielfache Gedanken zur Veränderung der Bundeswehr, bzw. zur Abschaffung des Grundwehrdienstes. Jeden Tag stößt man auf eine neue Nachricht. Heute hieß die Schlagzeile in der WR "Husten Sie mal - hat ausgedient". Die jungen Männer wird es vermutlich freuen, dass sie nicht mehr "dienen" müssen. Gewissensentscheidungen sind dann auch nicht mehr gefragt oder müssen nicht erforscht werden.

Auf der gleichen Seite der WR stieß ich unter "Schlaglichter" auf den Todestag von August Dickmann. Ich hatte diesen Namen noch nie gehört. August Dickmann, deutscher Handwerker (wurde als erster Kriegsdienstverweigerer vom Nazi-Regime hingerichtet), geboren 1910, hingerichtet am 15.09.1939. Im Internet fand ich zwei sehr bemerkenswerte Artikel, die die Vorgehensweise der Nazis wiedergaben und die dann anschließend bei ihm zur Verurteilung zum Tode führten.
Zeugenaussagen nach dem Krieg haben vieles glaubhaft festgehalten. August Dickmann gehörte der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas an, die Adolf Hitler nach seiner Machtergreifung 1933 verboten hatte. Zeugen Jehovas wurden auch verfolgt und viele fanden sich z.B. im KZ Sachsenhausen wieder, in dem auch August Dickmann war. Das er am Ende standesrechtlich erschossen wurde, liegt in der Begründung, dass er den dt. Wehrpass nicht unterzeichnen wollte. Es wurde protokollarisch festgehalten, ich zitiere: "...dass er niemals Soldat werden kann und auch niemals im Krieg Menschen töten wird, da Jehova den Krieg nicht geheiligt und befohlen habe. Ferner erklärte er, dass er Adolf Hitler nicht als den Führer des deutschen Volkes anerkenne, denn Adolf Hitler sei die personifizierte Bosheit und ein Werkzeug Satans."
Ich freue mich immer wieder, wenn ich Spuren von Menschen entdecke, die für ihre Meinungs- und Glaubensfreiheit ein hohes Wagnis eingegangen sind und nicht mit der Masse geschwommen sind. Es sind viele, die damals im 3. Reich ihr Leben verloren, aber auch heute noch in vielen anderen Staaten verfolgt und gequält werden, nur weil sie Gewissensgründe anführen, um den Kriegsdienst zu verweigern.
Mich bewegt das Thema "Kriegsdienstverweigung" immer wieder einmal. Das hat einfach etwas mit meinem Leben zu tun. Ich hatte 1979/80 den Wehrdienst abgeleistet. Skrupel hatte ich schon, aber auch keinen Mut zur Verweigerung. Das ist erst einige Jahre später passiert. 1986 musste ich als ehemaliger Soldat in die Gewissensprüfung zum Amtsgericht nach Arnsberg. Kann mich noch sehr gut an die Zeit vorher und nachher erinnern. Als ich den Saal verließ um auf das Urteil zu warten, traf ich einen jungen Mann, der auch verweigern wollte. Er war Zeuge Jehovas. Leider habe ich nicht mehr mitbekommen, wie es bei ihm ausgegangen ist. Meinem Gewissen wurde stattgegeben und ich durfte dank einer Gesetzeslücke noch 5 Monate Zivildienst nachholen. Aber das war total gut so.

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