Dienstag, 10. Januar 2012

Winnetou, ein frommer Indianer

Wer kennt nicht Winnetou und Old Shatterhand?! Karl May erfand diese Menschen des "Wilden Westens" in seinen Romanen, die bis heute Jung und Alt begeistern. Als Buch, aber auch in den Verfilmungen der 60er Jahre. Mein Vater und meine Schwester verschlangen die Bücher regelrecht. Ich bin, so glaube ich, nicht über den ersten Band "Durch die Wüste" und Seite 100 hinausgekommen. Aber in dem Buch spielten Winnetou und Old Shatterhand auch nicht mit. Wir haben letztens eine Bekannte in Holland besucht, die leidenschaftliche Winnetou und Old Shatterhand Sammlerin ist. Fasziniert waren wir von einer Biografie über Lex Barker, den Hauptdarsteller des Old Shatterhands. Einige Jahrzehnte nach den Verfilmungen gibt es immer noch die so genannten Karl-May Festspiele, die in Bad Segeberg und Elspe unzählig viele Menschen anlocken. Groß und Klein. Viele sehnen sich nach Helden und Blutsbrüdertum.
Ich einem Artikel von Andreas und Simon Volkmar konnte ich letztens lesen, das die Haupthelden von Karl May Christen sind. Das wird leider oft unterschlagen, oder vielleicht auch direkt überlesen. So war ich erstaunt über die Fakten, die ich in dem Artikel lesen konnte. Aber der Reihe nach:
Old Shatterhand betet vor seiner Nachtruhe ein kurzes Gebtet. Old Shatterhand: "Ich empfahl mich dem Schutze Gottes an und schloss die Augen." (Karl Mays gesammelte Reiseromane Bd. IX:Winnetou der rote Gentleman III, Freiburg 1893, S. 202). In einem anderen Band wird berichtet, das er bei großen Nöten Stoßgebete sprach. (Winnetou der rote Gentleman II, Freiburg 1893, Seite 8 und 421) "Herrgott, hilf und rette mich" und  "Herrgott, hilf, ich kann nicht hier liegen bleiben." An Winnetou wird später deutlich, dass er Gott und Jesus Christus auch kennengelernt haben muss, auch wenn nicht deutlich wird, wann. So sagt Winnetou, bevor er in den Armen Old Shatterhands stirbt: "Ich gehe heute dorthin, wohin der Sohn des großen Manitou uns vorgegangen ist, um die Wohnung im Hause seines Vaters zu bereiten." (Winnetou III, Bamberg 1951, S. 426)
Karl May setzt sich bewusst mit dem Glauben auseinander. Ein allgemeiner Glaube an einen Gott, der für den Menschen im Alltag keine Konsequenzen hat, hilft nicht wirklich weiter. In "Winnetou I" bekennt Winnetous Lehrer und Freund Klekih-petra bei seiner ersten Begegnung mit Old Shatterhand, dass ein solcher Glaube nicht trägt: "In mir hatten die Ideen der Aufklärung Wurzel geschlagen. Meine Göttin hieß Vernunft.... Ich hatte Gott verloren, als ich aus der Heimat ging, und nahm an der Stelle des Reichtums, den ein fester Glaube bietet, das Schlimmste mit, was der Mensch besitzen kann, nämlich ein böses Gewissen." (Winnetou I, Bamberg 1951, S. 121) Klekih-petra (Weißer Vater) ist ein Weißer der bei den Apachen lebte. Nirgendwo wird berichtet, wie er früher hieß. Auf den weiteren Seiten des Bandes wird berichtet, dass Klekih-petra zu GOTT zurückfindet und bei einem Pfarrer beichtet. Aus dieser Erfahrung zieht er die Konsequenz und zieht zu den Indianern und versucht dort von mit friedlichen Mitteln die Indianer von der Existenz und dem Reden und Tun Gottes zu bezeugen (bekehren). Aber es werden auch die Spannungen mit den so genannten Christen deutlich. Auf Seite 116 wird deutlich, dass Winnetous Vater Intschu-tschuna bei Old Shatterhand klagt: "Ihr nennt euch Christen und sprecht immerfort nur von Liebe. Dabei wollt ihr uns bestehlen und berauben. Wir jedoch sollen ehrlich gegen euch sein. Ist das Liebe? Ihr sagt, euer Gott sei der gute Vater aller roten und aller weißen Menschen. Ist er nun unser Stiefvater, dagegen euer richtiger Vater?" Diese tragische Beschreibung zieht sich eigentlich durch die Menschheitsgeschichte der letzten 1800 Jahre. Die frühen Kirchen waren auch Kirchen der politischen Macht. Jeder musste getauft werden, um nicht mehr als Heide zu gelten und um an Geld zu kommen. Das ist im großen und ganzen bis heute so geblieben. Es sind viele Menschen noch Mitglied in den beiden großen Kirchen (Deutschland), kennen aber nicht persönlich GOTT und Jesus Christus und sein Wort. Man wird als "Christ" tituliert, ist aber gar keiner. Wie sollte das Intschu-tschuna in dem Roman von Karl May begreifen und verstehen? Karl May zeigt aber auf, was er selber durchdacht und durchlebt hatte. Klekih-petra bittet spätter Old Shatterhand, das dieser Winnetou begleiten soll, um sein Werk fortzuführen. "Bleiben Sie bei ihm - ihm treu - mein Werk fortzuführen." (Winnetou I, Bamberg 1951, S. 128) In den späteren Verfilmungen wird dieser Glaubenshintergrund leider nicht deutlich. Winnetou wird nur allgemein in seiner Mitmenschlichkeit und Naturliebe dargestellt.

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