Mittwoch, 29. Februar 2012

Der Blues lebt...

....auch wenn gerade in den letzten Monaten wundervolle Vertreter dieses Musikstiles verstorben sind. Ich denke an Hubert Sumlin und Louisiana Red, die würdevolle Vertreter dieser Musikgattung und des Lebensgefühls waren. Gary Moore war ein Musiker zwischen den Rock- und Blueswelten....aber der Reihe nach. Wie schon an früherer Stelle erwähnt, bin ich in den 70er Jahren mit der Musik von Eric Clapton, Deep Purple, Led Zeppelin und Jimi Hendrix großgeworden. Aber das waren ja nicht die ersten Bluesmusiker bzw. Musiker, die vom Blues beeinflusst worden waren.
Der Blues ist eine ur-amerikanische Musikform, die durch die Schwarzen Menschen Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhundert geprägt worden ist. Die Sklaven prägten bzw. erfanden diese Musikform. Der Stil Gospel (geistliche Kirchenmusik der schwarzen Kirchen) und Blues gehören zusammen. Irgendwann trennten sich die Richtungen, aufgrund der Text- und Verszeilen. Im Gospel machten sich die Sklaven Mut und dachten an die großen Taten des GOTTES, der auch das jüdische Volk aus der ägyptischen Sklaverei geführt hatte. Lob-, Dank- und Erbauungslieder, um das alltägliche Elend besser zu ertragen. Der Blues kam dann im allgemeinen ohne den GOTTESbezug in den Texten aus. Das alltägliche Elend wurde aber auch beschrieben. Kaum Hoffnung, Alkohol, Frauengeschichten, Gewalt u.s.w.  Die Musik wurden anfangs nur durch die Stimmen geprägt. Instrumente kamen vermutlich erst später hinzu. Der britische Musiker Chris Rea brachte vor ein paar Jahren ein 12-fach Album mit dem Titel "Blue Guitars" heraus, da ging er auf die Ursprünge bis auf den afrikanischen Kontinent ein. Die Schwarzafrikaner hatten den Blues schon, noch bevor sie in die Sklaverei nach Nordamerika verschleppt worden waren. Ein interessanter Gedanke. In der Frühphase des Blues waren natürlich auch andere Musikformen vertreten, die überall populär waren, wie z.B. der Ragtime, Schlager und Countrysongs. Beim Musikmachen kamen selbstgebaute Instrumente hinzu, die ergänzt wurden von Waschbrett, Ukuele, Flöte, Fiddle und Akkordeon. Aufkommende Tanzbands spielten alle Stile. Um 1910/1912 brachte der schwarze Musiker und Komponist W.C. Handy (1873-1958) u.a. 2 Songs heraus, die die Menschen ansprachen. "Memphis Blues" (1912) und "St. Louis Blues" (1914). Morton Harvey nahm den "Memphis Blues" als erste Vokal-Bluesplatte 1915 auf, die bei Victor Records erschien. Als vermutlich wichtigste prägende Gestalt der Bluesmusik ist Robert Johnson anzusehen, der letztens 100 Jahre alt geworden wäre, wenn er nicht in sehr jungen Jahren umgekommen wäre. Johnson hatte eigentlich nur 29 Songs geschrieben, die aber die ganze Blueswelt ab den 40er Jahren geprägt und auf den Kopf gestellt haben. Bill Wyman behauptet in seinem Buch "Blues" auf Seite 214, "dass Johnson Einfluss auf so ziemlich jeden hatte, der nach 1937 Blues gespielt hat".
Robert Johnson prägte den Stil "Delta-Blues". In den Großstädten Chicago und Detroit wurde der populäre Jazz durch den Blues weiterentwickelt. Zur weiteren stilistischen Entwicklung kam die Einführung von Verstärkern dazu, dem so genannten "elektrischen Blues". Künstler wie z.B. Muddy Waters, John Lee Hooker und Howlin´Wolf waren dessen Vorreiter - ohne diese Wende wäre heute die populäre Musik gar nicht zu denken gewesen. Als Bob Dylan in den 60er Jahren die akustische Gitarre gegen eine elektrische eingetauscht hatte, kam es beim Konzert zu Tumulten. Aber das ist eine andere spannende Geschichte.
In den 50er Jahren begann der Blues in den Staaten auch die Folkbewegung zu prägen. Der Blues kam dann vermutlich entscheidend mit dem American Folk Blues Festival nach Europa. Musikalische Größen wie John Lee Hooker, T-Bone Walker oder auch Jimmy Reed waren dabei. Ende der 40er Anfang der 50er Jahre kamen die ersten Radio-DJ´s auf. Das Radio erreichte mit seinen Musikbeiträgen unendlich viele junge Menschen. Über das Radio wurden auch die weißen Jugendlichen erreicht. Es begann eine Verschmelzung. Durch Verschmelzung auch von verschiedenen Musikstilen wie z.B. Country und Honky Tonk entstand der Rock´n´Roll. Die gesellschaftlichen Veränderungen gerade nach dem 2. Weltkrieg ließen die jungen Menschen, egal welcher Hautfarbe aufbegehren und den Staat und ihre Elternhäuser hinterfragen. Der Rock´n´Roll kam aggressiv daher.
Ähnliches wurde später in der Rockphase der 60er und 70erJahre erlebt und auch beim Aufkommen des Punk Ende der 70er Jahre. Aber das wäre auch noch ein anderes Thema.
Hilfreich war auch die Weiterentwicklung der Schallplattenindustrie von 78rpm Platten auf die 33er. Es kamen viele Sampler auf LP in Europa heraus, auf denen die "alten" Aufnahmen neu präsentiert wurden. Gerade die jungen US-Amerikaner und Briten entdeckten den afroamerikanischen Blues und es entwickelte sich eine neue Richtung in der Musik. Weiße Musiker spielten den Blues und entwickelten diesen weiter in den "Bluesrock".  In den 60er Jahren kam es gerade durch die britischen Musiker zu einer wahren Invasion, die die Pop und Rockmusik auf den Kopf stellte. Ich kann hier nur stellvertretend ein paar Namen aufführen: Butterfield Blues Band, Alexis Korner, Canned Heat, Jimi Hendrix, Eric Clapton, John Mayall, Rolling Stones, Alvin Lee, Rory Gallagher, Peter Green, Led Zeppelin, Johnny Winter. Heute sind Elemente des Blues im Hip-Hop und Rap weiterentwickelt worden, auch wenn mir persönlich diese Richtung nicht liegt. Der Blues ist heute zwar nicht mehr kommerziell so erfolgreich wie in den 60er und Anfang der 70er Jahre. Von Ausnahmen wie z.B. Eric Clapton und Chris Rea einmal abgesehen. Anfang der 80er Jahre kam es zu einem neuen Aufbruch des Blues durch Künstler wie Stevie Ray Vaughan, Robert Cray und Bonnie Raitt. Der Blues lebt aber, auch wenn er sich in manchen Nischen wiederfindet. Dank des BLUES News Magazin in Deutschland bin ich in vielen Dingen neu auf dem Laufenden. Es gibt eine unerhört große Zahl von Veröffentlichungen auf CD und wieder auf LP. Mein Leben sähe ohne den Blues etwas ärmlicher aus.

Blues Stile:

Delta Blues  (stammt hauptsächlich aus der Mississippi Gegend und den Südstaaten der USA, kraftvoller Gesang und Slidegitarrenspiel gehören dazu. Die bekanntesten Vertreter dieser Richtung sind Robert Johnson und Son House.)
Country Blues (dieser Blues kommt im allgemeinen unverstärkt daher und kann alles Stilmittel vereinen. Das Hauptinstrument ist die akustische Gitarre und es wird oft mit einem ausgefeilten Fingerpicking gespielt. Slideansätze sind auch möglich. Lightnin´Hopkins, Sonny Terry und Brownie McGhee sind ihre Vertreter. Aber z. B. auch Rory Gallagher war in der Lage den Country Blues zu spielen.)

Ostküsten Blues (hier kommen die Bläsersätze zum Blues hinzu. Ein Bigbandsound ist auch möglich)

Texas Blues (zeichnet sich durch eine leichtere und lockere Spielweise aus. Der Blues wird auch vom Jazz geprägt. T-Bone Walker gehört zu seinen Vertretern)

Chicago Blues (das klassische Lineup einer Chicago Blues Band umfasst Gitarre, Bass, Schlagzeug, Piano und Mundharmonika. Muddy Waters, T-Bone Walker und B.B.King gehören zu seinen Vertretern).

Harmonica Blues (Bei dieser Richtung steht die Bluesharp stilistisch im Vordergrund. Muddy Waters gehört eigentlich auch dazu, sowie Little Walter und Walter Horton)

Dann gibt es noch den so gennannten Contemporary Blues, in dem viele Stile verschmelzen. Jazz, Rock und sogar Hip-Hop Stile sind möglich. Susan Tedeschi, Johnny Lang, Robert Cray und Taj Mahal finden sich hier wieder).

Blues Rock (sieh selbige Erwähnung.... Walter Trout, Joe Bonamassa gehören dazu)

Ich selbst genieße Blues Musiker wie z.B. Walter Trout, Joe Bonamassa, B.B. King, Julian Sas, Eric Clapton, Rory Gallagher, Jimi Hendrix, Gregg Allman, Derek Trucks, Ashley Cleveland, Glen Kaiser, Allman Brothers, Pee Wee BluesGang, Schwarzbrenner,  Jordan Wells Band.........



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