Montag, 7. März 2016

Stoppok stoppt in Kreuztal

Raubein mit Humor und Hirn

Stoppok stoppt in Kreuztal

sib - Wenn er spricht, klingt er ein bisschen wie Jürgen von der Lippe. Aber wenn er singt, klingt er hundertprozentig nach Stoppok. Stefan Stoppok hatte am Samstag in der Kreuztaler Stadthalle leichtes Spiel: Vor ausverkauftem Haus spielte und sang er seine Lieder auf Einladung von Kreuztal-Kultur im Rahmen seiner Solo-Tour. Die meisten seiner Fans kennen ihn als unermüdlich tourenden Künstler mit Band, jetzt hat er mal auf alles Drumherum verzichtet und konzentriert sich voll auf das, was er am besten kann: Lieder mit Hand und Fuß schreiben, locker und flockig das Publikum unterhalten und unverschämt gut Gitarre spielen. Von letzteren hatte er gleich fünf Stück mit auf die Bühne gebracht und vermittelte so nicht nur das Gefühl, sondern auch den akustischen Eindruck, dass er seine Songs mit Wertschätzung und großer Detailverliebtheit ausarbeitet.

Langzeit-Fans in der Stadthalle in der Mehrheit


Bärtig, bebrillt und lässig sitzt er auf seinem Hocker und singt seine Songs, die ihre Wurzeln in Folk, Rock und Blues haben, gelegentliche Einsprengsel von Reggae, Funk oder Westcoast fügen sich nahtlos ins Gesamt-Kunstwerk ein und verbinden sich alle miteinander zu diesem unverwechselbaren Stoppok-Sound, den seine Langzeit-Fans – und die waren in der Stadthalle in der deutlichen Mehrheit – so sehr an ihm schätzen. Dinge unverblümt aussprechen, geradeaus sein statt Rumeiern, kernig in der Wortwahl statt kapriziös und zu verkopft – genau das ist Stoppoks Ding, wenn er über die Wechselfälle des Lebens sinniert. Kraftvolle Sprach-Bilder und griffige Mitsing-Passagen kommen dabei heraus, wenn er aus dem umfangreichen Œuvre seines inzwischen über 40-jährigen Musiker-Lebens schöpft.

Stoppok hat Entertainer-Qualitäten


Stoppok hat seine Karriere als Straßenmusiker begonnen und schöpft aus dieser Zeit eine gewisse Gelassenheit. „So lange ich eine Gitarre halten und singen kann, werde ich nicht verhungern“, sagt er auf seiner Homepage, und die vielen Erfahrungen, die er damals und natürlich auch in den Jahren danach sammeln konnten, spiegeln sich in seinen Songs wider. Mal satirisch, mal bissig ironisch, immer ein bisschen nachdenklich, aber auch mit großer Entertainer-Qualität versteht es der Musiker, seine Fans zu unterhalten mit Titeln, die etwas von einem guten Outdoor-Schuh haben: wasserdicht, stoßfest, passgenau. „Wer nur im Kreis geht, spart sich den Durchblick. Wer schon tot lebt, spart sich die Beerdigung“, singt Stoppock.

„Mein Freund, der Kühlschrank“


Er ist ein klarer Denker und empfiehlt die häufige Nutzung des Hirns auch seinem Publikum: „Denk da lieber nochmal drüber nach“, heißt es in einem seiner Titel, und auch sonst warnt er immer mal wieder vor exzessivem Mitläufertum und rät, die tumbe Herde einfach mal ziehen zu lassen. Dennoch: Auf eine Kategorie kann man den Mann schlecht festdengeln, schon gar nicht auf die des bierernsten, berufsrebellischen Liedermachers. „Mein Freund, der Kühlschrank“ ist so ein Beispiel für die humorige Ader des Musikers oder das Urlaubslied über Willis Afrika-Aufenthalt. Das macht Spaß, das kommt an, und in der Stadthalle lässt er seine Fans gelegentlich ganze Song-Passagen alleine singen.
 
(aus: Siegener Zeitung vom 6.3.2016)

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