Mittwoch, 19. August 2015

Hat das Motorrad Zukunft?

(Von Jürgen Sommer - Lokal Anzeiger Waldbröl)
Waldbröl.
Es war der 17.Motorradgottesdienst (MOGO) auf dem Waldbröler Marktplatz und man kann durchaus von gelungener Tradition sprechen, die stark geprägt und verbunden ist mit Waldbröls motorradfahrendem Pastor Jochen Gran und seinem Team.
 
 

 
Auch in diesem Jahr war nicht die Kanzel in der Kirche, sondern die Bühne auf dem Marktplatz der Ort, an dem Gran den Gottesdienst feierte. Die buntgemischte Klientel der rund 300 Motorradfahrer, die so bunt ist wie die Kombis, die Kutten, die T-Shirts oder die geliebten Zweiräder selbst, möchten "Gottes Wort" ein bisschen verpackt haben, in Themen, die ihren Alltag spiegeln. Gespannt auf den Gottesdienst ist auch der Engländer Ray Ovenden, der mit seiner Kawa ZZR 1100, auf den Platz gefahren kommt. 200 000 Kilometer reiste der Veteran mit seiner Kawasaki kreuz und quer durch Europa und ist immer noch nicht "müde". Aber gibt es überhaupt eine Zukunft für das Motorrad? So fragt Gran provokativ. Die Biker werden immer älter. 53 Prozent der Motorradfahrer gehören der Altersklasse der 49- bis 59-Jährigen an. Irgendwann kann diese Generation altersbedingt nicht mehr auf den Feuerstuhl klettern. Eines ist klar: Im Alter geht es besonnener und langsamer auf dem Bike voran. Das bestätigt auch der junge Cassian Feuerstein, den Gran als einen Vertreter der jungen Generation interviewte und dessen beide Elternteile seit Jahrzehnten der motorradfahrenden Zunft angehören: "Die fahren halt langsamer als ich!" Unterhaltsam ist der Gottesdienst und informativ. Das herkömmliche Motorrad ist sicher kein Auslaufmodell, aber die Zukunft ist tatsächlich auf dem Marktplatz schon gegenwärtig. "Cevolution" der 120 km/h schnelle Elektroroller von BMW ist seit einem Jahr auf dem Markt. Weitgehend wartungsfrei ist er für den Preis eines Kleinwagens zu kaufen. Die Biker auf dem Marktplatz sind interessiert und skeptisch zugleich, als Cevolution lautlos daher rollt, um über ein Kabel mit "Saft" aus der Steckdose versorgt zu werden. Ob der "echte" Biker umsteigen wird? Da gibt es berechtigte Zweifel. Vor lauter Luxus und Innovation vergisst man zu leicht um was es eigentlich geht. Unvermittelt ist Gran bei der Geschichte vom Gelähmten am Tempeltor, der um Geld bettelt aber eigentlich "nur" gesund werden möchte. Gran nimmt das Beispiel aus der Apostelgeschichte und lenkt in die Gegenwart über. Wollen die vielen Flüchtlinge, die zu uns kommen nur unser Geld? "Der Blick in ihre Augen offenbart, was diese Menschen wirklich brauchen", erklärt Gran in seiner passgenau eingefädelten Predigt. Diese Menschen haben Sehnsucht nach Liebe und Wertschätzung, ein Reichtum, der mit Geld nicht zu erzielen ist, den man aber im Glauben finden kann. Schlussfolgernd steht für Gran fest, dass - wie auch immer die Zukunft mit all ihren Veränderungen aussehen wird - der Glaube in jedem Fall eine sichere Zukunft haben wird. Für die tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer rief Gran zu einer Gedenkminute auf, bevor er den Marktplatz nach dem Segen zum traditionellen "Glockenläuten" der Motoren freigab. Mit den Einzylindern beginnend, lassen die Biker hierzu die Motoren ihrer Maschinen an und entlocken durch Gasstöße den geliebten Feuerstühlen die optimalen und maximalen akustischen Lebenszeichen. Zugegeben ist dieser Sound im Alltag nicht für jedes Ohr Musik. Mit einem Korso, der die Biker über Denklingen wieder für einen Imbiss zurück auf den Markt führte, endete der Gottesdienst, der musikalisch von der "Next Blues Generation" begleitet wurde.

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