Mittwoch, 28. Dezember 2011

Common Ground

Als Blues Fan und generell als Musik-Liebhaber und Sammler habe ich mir vor ein paar Monaten die "neue" Produktion von Walter Trout besorgt. Sehr ansprechend fand ich die Gestaltung des Covers. Das Foto traf total meinen Nerv. Würde ich mir sogar als Poster, wie auch immer aufhängen - wenn es erhältlich wäre. Die Idee und die Fotografie stammt vom Sohn des Gitarristen Trout. Die Songs gefallen mir sehr, besonders "Common Ground" und "Open Book".
Mich freut es auch total, dass Walter Trout inzwischen auch mein Bruder im Christlichen Glauben ist. Da ich selbst aber nicht diese analytische Gabe habe, einzelne Songs zu besprechen, greife ich auf eine Analyse von Jürgen Hauß (Rocktimes) zurück. Treffend erklärt er:
Review vom 14.07.2010 - Jürgen Hauß

Für manche CDs muss man sich - getreu dem RockTimes -Motto - einfach die Zeit nehmen, bis man entdeckt, welch gute Musik darauf vorhanden ist. Das bedeutet vorliegend nicht, dass ich mir die neue CD von Walter Trout erst 'schön hören' musste, sondern allein, dass mir die Qualität der Songs vereinzelt erst später deutlich wurde.

In den vergangenen fünf Jahren hat Walter Trout - trotz des Wechsels der Plattenfirma sowie der zwischenzeitlichen Veröffentlichung der CD Hardcore im Eigenvertrieb - jedes Jahr eine CD herausgebracht. Dennoch war es für mich überraschend, als ich kürzlich im Plattenladen meines Vertrauens, Mr. Music in Bonn, vor der hier zu besprechenden CD stand, hatte ich doch zuvor keinerlei diesbezügliche Hinweise gesehen. Als Fan von Walter Trout war es für mich selbstverständlich, aufgrund Zeitmangels die Scheibe auch ungehört zu kaufen, und schob sie sofort in den Player meines Autos.

Klassisch geht es los: Dobro und stampfende Bass-Drums starten fast synchron, doch beim Einsetzen des Gesangs reibe ich mir verwundert die Ohren. Das soll Walter Trout sein? Seine Stimme habe ich tiefer und zudem viel rauer in Erinnerung. Daher schnell ein Blick in das Booklet, ob einer seiner Mitmusiker auch als Sänger angegeben ist; jedoch Fehlanzeige. Da scheint sich der Protagonist im Vergleich zu früher ein wenig 'weichgespült' zu haben. Doch der Opener "Maybe A Fool" ist ansonsten ein krachender Blues-Rocker und damit ein toller Einstieg.

Das angabegemäß autobiographische "Open Book" beginnt als Slow-Blues mit akustischer Gitarre, und so langsam gewöhne ich mich an die Stimme, die da aus den Lautsprechern kommt. Doch bereits die unvermeidlichen Solo-Einsprengsel spielt Walter auf seiner Elektrischen.

Ob "Her Other Man", ein Lied über eine verheiratete Frau, die immer wieder zu ihrem Liebhaber geht, ebenfalls autobiographisch ist - who knows! Die gewisse Traurigkeit, die der Song gerade aufgrund seiner dahin schmelzenden Soloeinlagen ausstrahlt, lässt dieses fast vermuten. Dennoch - oder auch deswegen: ein schöner Slow-Blues.

Allgemeinen Weltschmerz verarbeitet Walter Trout hingegen im über sechsminütigen Titeltrack "Common Ground", offenbar ein 'Schlüsselsong' für ihn. In einer Zeit, wo alles auseinanderdriftet, betet Walter fast Gospel-artig zu Gott, dass er uns wieder zusammen bringen soll. Soviel Religiosität habe ich bislang bei ihm überhaupt nicht wahrgenommen; vor diesem Hintergrund ist es allerdings folgerichtig, wenn er in seinen Credits zunächst Gott und Jesus Christus dankt, bevor seine Familie, Freunde und Mitmusiker an der Reihe sind. Ich muss mich korrigieren: Auch die Credits zu "The Outsider" zeigen dieselbe Systematik. Musikalisch ist der Song allererste Sahne: Nachdem bereits im Mittelteil ein halbminütiges Solo zum Besten gegeben wurde, spielt sich Walter auch die letzten eineinhalb Minuten seine Verzweiflung aus den Fingern.

Funkig beginnt "Danger Zone"; inhaltlich bleibt das Thema dasselbe. Doch musikalisch verändert sich der Stil im weiteren Verlaufe wiederum hin zum klassischen Blues Rock. Hingegen prägt flottes Honkytonk-Pianospiel das folgende "Hudson Had Help" über einen, der unschuldig hinter Gittern saß.

Beim nächsten Song, "Loaded Gun", bleibt nur zu hoffen, dass die Aussage, dass der Schwächste mit einem geladenen und entsicherten Gewehr in der Hand 'zum Mann wird', den die anderen achten, nicht von unbedarften Hörern als entsprechende Aufforderung verstanden wird. Fürwahr durchaus missverständlicher, starker Tobak, der durch einen harten Blues Rock untermalt wird.

Die Stimmungslage wechselt komplett bei dem nachfolgenden Liebeslied über »My Old Girl«, womit Walter Trout niemand anderes meint als seine uralte Strat. Nicht nur, dass er sie auf einem Foto im Booklet innerhalb der abgedruckten Lyrics geradezu liebevoll in den Arm nimmt, im Text von "Song For My Guitar" wird deutlich, welch geradezu liebevolle, insbesondere aber auch langjährige Beziehung die beiden verbindet. Sämtliche Fotos im Booklet wie auf der CD-Hülle haben die Gitarre zum Gegenstand, deren optische Entwicklung sich bereits über etliche Platten-Cover von Walter Trout nachverfolgen lässt, und die mittlerweile nur noch ein praktisch blankes Stück Holz darstellt, dessen glänzende Vergangenheit vorbei zu sein scheint. Und dennoch kein Grund, sich zu trennen. So sollte es auch im richtigen Leben sein! Musikalisch interpretiert Walter Trout diese Liebesbeziehung einleitend, indem er kurz vier Töne nacheinander anpickt, so als ob er prüfen wolle, ob alles richtig gestimmt ist. Anschließend setzt er - sofern nicht jemand anderes unerwähnterweise zur Gitarre gegriffen hat - seine Gitarre sowohl ruhig im Hintergrund als auch - parallel dazu und etwas rauer - solistisch im Vordergrund ein.

So langsam habe ich mich an Walters Stimme wieder gewöhnt - obwohl sie gerade bei "Song For My Guitar" schon sehr schmachtend herüber kommt -, so dass ich die letzten vier Stücke der CD wieder als typische Trout-Songs wahrnehme. Zunächst wieder drei von der härteren Sorte, wobei "No Regrets" stark an "Gotta Leave This Town" (u.a. auf "Hardcore" veröffentlicht) erinnert, weil dort wie hier die Solo-Gitarre parallel zum Gesang die Melodie im Duett übernimmt. "Wrapped Up In The Blues" shuffelt so vor sich hin, dass es auch von Status QuoExcess Baggage". Wer eine große Last mit sich herumträgt, wird dafür dereinst die Rechnung bekommen! Slowbluesig geht ganz sicher nicht die Welt zugrunde, aber diese CD zu Ende, nicht jedoch, ohne dass Walter Trout es noch einmal allen zeigt, dass seine Finger auch im stolzen Alter von 59 Jahren noch absolut flott daher kommen.

Tracklist

01:Maybe A Fool (4:46)

02:Open Book (4:43)   !

03:Her Other Man (6:33)

04:Common Ground (6:20)   !

05:Danger Zone (4:11)

06:Hudson Had Help (3:17)

07:Loaded Gun (5:46)

08:Song For My Guitar (5:13)

09:Eyes Of A Child (5:11)

10:No Regrets (6:21)    x)

11:Wrapped Up In The Blues (4:47)

12:Excess Baggage (5:54)

teilweise Auszüge aus:
http://www.rocktimes.de/gesamt/t/walter_trout/common_ground.html

Im Gegensatz zu seinen Liveauftritten (3 x erlebt), gibt es auf manchen Produktionen von Walter auch ruhige und verhaltenden Songs. Live geht ja meistens bei ihm die Post ab in Sachen Heavy Blues bzw. Bluesrock.


x) Ich war heute (30.12.) mit dem Auto unterwegs um Glas und Papier zu entsorgen. Dabei natürlich immer noch die "Common Ground" im Player. Es lief der 10. Song "No regrets". Plötzlich hämmerte eine Initialzündung in meinem Kopf. Einzelne Töne und Stimmungen des Songs ließen mich an Jimi Hendrix denken. Speziell Songs von ihm wie z.B.: "Voodoo chile" und "Foxy Lady". Zu hause mal in Ruhe alles überprüft. Aber wer schließt denn aus, dass Walter Trout auch von Jimi Hendrix geprägt worden ist. I

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