Der große, vermutlich auch der größte deutsche Kabarettist ist heute morgen im Alter von 86 Jahren verstorben. Erst in den vergangen Tagen wurde bekannt, dass er seit Sommer an Prostatakrebs litt. Am 23.Mai 1927 ist er in Bunzau (Niederschlesien) zur Welt gekommen. Dieter kam aus einfachen Verhältnissen, denn die Eltern haben einen Bauernhof bewirtschaftet. Er selbst entdeckte seine Freude und Liebe an der Schauspielerei schon in der Schulzeit. Ab 1943 war Dieter Hildebrandt Flakhelfer und zum Ende des Krieges noch zur Wehrmacht eingezogen. Im Großraum von Berlin geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung traf er 1945 seine Familie, die inzwischen vertrieben worden war, in der Oberpfalz wieder. Er holte das Abitur nach und begann 1950 ein Studium in München: Literatur- und Theaterwissenschaften, sowie Kunstgeschichte. Während seines Studiums bekam er Kontakt zum Kabarett. Der Weg war somit vorgezeichnet. 1956 gründete er mit Sammy Drechsel die "Münchener Lach- und Schießgesellschaft". In den nachfolgenden Jahren entwickelte sich dieses Kabarett zu dem vielleicht bedeutendsten in der damaligen Bundesrepublik. Von Anfang wurde ihr Programm im Radio und TV übertragen. Ab 1962 kamen jährliche Tourneen dazu. 1972 gab es die letzte Vorstellung. Hatte sich das politische Kabarett überholt? Hildebrandt bekam 1973 im ZDF eine eigene Sendung, "Notizen aus der Provinz". Er erwarb sich den Titel des scharfen Querdenkers. Im Bundestagswahlkampf 1980 wurden 2 Produktionen der Sendung ausgesetzt. Daraufhin trieb es Hildebrandt zur ARD. "Scheibenwischer" entstand und wurde von 1980 bis 2008 zu den unterschiedlichsten Zeiten gesendet. Aber hier schaffte es einmal der BR, dass eine Sendung im Zusammenhang mit der Reaktorkatersstrophe von Tschernobyl 1986 in Bayern nicht ausgestrahlt wurde. Auch vielleicht eine Art der politischen Bevormundung - von Zensur will ich nicht unbedingt sprechen. Ab 2006 trat er ab und an in "Neues aus der Anstalt" auf.
Ich kann ihm nur herzlich danken, da ich "Scheibenwischer" sehr gerne im TV gesehen habe. Gerade in Zeiten, da die beiden großen Volksparteien sich sehr ähnlich sind, ist es unerlässlich, scharf und pointiert das politische Leben zu beobachten. Er hatte so eine unnachahmliche Art die Worte oder Sätze anzureißen, um dann zu entdecken, wie das Publikum reagierte. Er war ein scharfer Beobachter der politische Landschaft - kein Zotenreißen, wie es heute zu genüge in den so genannten Kabarettveranstaltungen geschieht. Er hat auch mein politisches Denken geprägt. Dankeschön.
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