Bandsalat und Hitmix: Vor 50 Jahren kamen die ersten Musikkassetten auf den Markt.
Sie kamen aus Holland und waren nicht überall gerne gesehen. Vor einem halben Jahrhundert lagen die ersten Musik-Kassetten unter dem Tannenbaum. In deutschen Haushalten sorgten sie 1963 erstmals für Unterhaltung zum Jahreswechsel, in der Branche für Entsetzen.
Problemlos ließen sich Schallplatten nun günstig duplizieren. „Aufnehmen tötet die Musik“, warnten die Firmen, aufhalten konnten sie die kleine Schwester des Tonbands nicht. Das gelang erst mehr als 20 Jahre später der bespielbaren CD.
Der Mann, der das Aufnahmeband in der Hülle – und das dazu passende Abspielgerät – erfunden hat, heißt Lou Ottens und ist damals Ingenieur bei Philips in den Niederlanden. Ein Tüftler, der das Leben ganzer Generationen verändert. Denn vor der Kassette gibt es nur das Tonband. Viel zu teuer ist das für die meisten Menschen und sehr unpraktisch. Nichts für unterwegs, umständlich zu bedienen.
299 Mark für die ersten Geräte
Ottens macht die Technik kleiner, steckt das Band in ein Plastikgehäuse. Das erste Abspielgerät kostet 299 D-Mark, die Nachfolger sind bald schon für die Hälfte zu haben. Das ist offenbar günstig genug. Denn nur ein paar Jahre später haben Kassettenrecorder Kinder- und Jugendzimmer erobert, sind aus den Autos nicht mehr wegzudenken. Mit Bändern, die oft schon ab Werk bespielt sind, noch lieber aber leer gekauft werden.
Denn das ist es ja, was die Kassette so besonders macht. Kaum ein Junge, der seine Freundin in den 1970er-Jahren nicht mit einem „nur für sie aufgenommenen“ Tape beeindruckt hätte. Nur noch Hits oder „Schmusesongs“ kann man hintereinander schneiden, und endlich muss niemand mehr bei der Party hinter dem Plattenteller stehen, wenn er nicht will.Immer besser wird die Qualität der Bänder, immer länger die Aufnahmemöglichkeit. Bei Bandsalat steckt man einen Kugelschreiber in die Spule und wickelt alles wieder auf. Und wer sichergehen will, dass er sein Lieblingsband nicht versehentlich löscht, bricht oben eine kleines Plastikstück heraus. Hat man sich die Songs dann doch mal leid gehört, lässt sich das herausgebrochene Teil durch ein Stück Tesafilm ersetzen.
Walkman mach Musik mobil
Die Hochzeit der Kassette sind die späten 70er- und frühen 80er-Jahre. Ob auf dem Schulhof, am Strand oder beim Joggen, überall ist sie dabei. Denn der Walkman, den Sony 1979 vorstellt, macht sie so transportabel wie nie. Bis 1999 verkaufen die Japaner eigenen Angaben zufolge 186 Millionen Geräte.Doch mit dem Aufkommen der CD beginnt der Niedergang der Kassette. Und seit die Silberlinge sich auch selber brennen lassen, ist es ganz vorbei mit den Magnetbändern. Selbst die meisten Kinderhörspiele gibt es längst ausschließlich als CD oder MP3-Download. Nur Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg und die Drei ??? sind noch als Kassette erhältlich.
(Auszüge von Andreas Brehme aus derwesten.de)
Ich habe mich heute über diesen Artikel bzw. Auszüge des Artikels gefreut. Ja, die Kassette hat auch einen Teil meiner Jugend geprägt. Ja, auch ich habe Songs für meine erste Freundin zusammengestellt. Es ist beruhigend zu sehen, dass andere Menschen es ähnlich erlebt haben. Einen Walkman hatte ich auch. Mit dem Kassettenrecorder im Führerhaus sind wir ins Manöver gefahren. Der LKW hatte natürlich kein eingebautes Radio. Tolle Erlebnisse mit den Kassetten. Nur brauche ich jetzt keine blöde abendfüllende Show von RTL dafür.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen