In Königsberg lebte einst Herr Sturgis, ein reicher Geschäftsmann. Er kaufte sich ein Grundstück und baute ein Haus darauf. Daneben stand ein Armenhaus. Die Kranken und Alten waren es gewohnt, über dieses Grundstück zur Stadt und zur Kirche zu gehen.
Doch Herr Sturgis ließ einen Zaun um sein Grundstück ziehen. Wo einst der Weg war, baute er starke Tore ein und schloss sie fest zu. Nun konnte niemand mehr durchgehen. Und der Umweg war für viele zu weit. Der Ärger war groß. Dann kam der Advent.
Ein Chor zog durch die Straßen. Pfarrer Georg Weissel dichtete dafür Lieder. In diesem Jahr "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!" - auch wegen Herrn Sturgis.
Der Chor sang, so erzählte man, auch bei dessen Haus. Da geschah es. Bei der dritten Strophe - "O wohl dem Land, o wohl der Stadt..." - fing Herr Sturgis an zu weinen. Er holte seine Schlüssel, öffnete die Tore und schloss sie nie mehr zu.
Georg Weissel (1590–1635).
aus: Neukirchener Kalender 2017 (3.12.2017)
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