Samstag, 13. August 2011

Johnny Cash - geheimnisvoller Außenseiter

2003/ 2004: Geheimnisvoller Außenseiter



Rock-Geschichte, 12.08.2011, Harald Ries (Der Westen.de - Die Geschichte des Rock)


Die Rückkehr des Johnny Cash: „American Recordings“ war eine Sensation. Cash allein mit der Gitarre, die tiefe, mächtige Stimme schien aus dem Jenseits zu kommen, erzählte von Schuld und Buße und Beichte und Erlösung. Und auf einmal war Johnny Cash ein MTV-Star.
Als Johnny Cash am 12 September 2003 starb, im Alter von 71 Jahren, stand er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Ein Jahrzehnt zuvor war er zwar nicht vergessen, dazu ist sein Lebenswerk zu einflussreich, aber kommerziell erledigt. Die Platten verkauften sich schlecht, er hatte Probleme, überhaupt einen Vertrag zu bekommen und wurde kaum im Radio gespielt. In Nashville mochte man es jünger, poppiger und glatter, auf Konzerten zehrte er von lange vergangenem Ruhm. Dann kam Rick Rubin.
Der Hip-Hop- und Metal-Produzent erkannte in Cash das, was die Jahrzehnte verdeckt hatten: den geheimnisvollen, unangepassten Außenseiter. Das erste gemeinsame Album, „American Recordings“, wurde eine Sensation. Minimalistisch, düster. Cash allein mit der Gitarre, die tiefe, mächtige Stimme schien aus dem Jenseits zu kommen, erzählte von Schuld und Buße und Beichte und Erlösung. Und auf einmal war Johnny Cash ein MTV-Star, gewann eine neue Generation von Zuhörern.
Solch ein Erfolg, der sich bis zu seinem Tod (und darüber hinaus) fortsetzte, hat immer auch außermusikalische Gründe. Gegen Ende kam eine etwas makabre Faszination dazu, die einige Jahre später auch das öffentliche Sterben von Papst Johannes Paul II. begleitete: Man wusste um die schweren Krankheiten, man hörte die Stimme immer brüchiger werden, man sah eine gramgebeugte Gestalt, die nicht aufgab.
Was aber noch wichtiger war: Viele Fans hatten das Gefühl, Johnny Cash Unrecht getan zu haben. Wir hatten zu lange nicht gesehen, welch gewaltige Figur der „Man in Black“ immer gewesen war. Wir wussten zu wenig. Klar: Man kannte „Ring of Fire“ und „I Walk the Line“und „A Boy Named Sue“, man hatte vom Gefängnis-Konzert in San Quentin gehört. Aber Country? Das war doch irgendwie reaktionär, vorgestrig.

Der ewige Grenzgänger

Und dass Cash in bitterarmen Verhältnissen in Arkansas aufgewachsen war, als Jugendlicher auf Baumwollfeldern gearbeitet und später im Gefängnis gesessen hatte, das war doch bestimmt auch nur so eine Image-Legende. Dachten wir. Wir wussten nicht, dass Cashs zweite, 1955 erschienene Single der „Folsom Prison Blues“ war, mit der Zeile „I shot a man in Reno, just to watch him die“, was eine Nummer härter klingt als das, was die meisten Gangsta-Rapper von sich geben. Nur, dass er auf der Seite der Verlierer stand.
Wir kannten sein Engagement für die Rechte der Indianer nicht, hatten keine Kenntnis davon, dass Cash in seiner Show Bob Dylan den ersten TV-Auftritt verschaffte, waren ahnungslos, was seine Abgründe anging, Tablettensucht und Entziehungskuren. Wir sahen nur die Oberfläche: Patriotismus, Religiosität, die gefällig singende Gattin June mit ihrer Carter Family. Wir wussten nicht einmal, dass Kris Kristoffersons Lied „The Pilgrim“ von Johnny Cash handelte: „He’s a walking contradiction, partly truth and partly fiction”.
Der wandelnde Widerspruch aus Wahrheit und Fiktion war auch musikalisch immer ein Grenzgänger gewesen, hatte Blues und Rockabilly und Folk und Gospel ins Country-Universum integriert, mit Louis Armstrong, Ray Charles und Eric Clapton gespielt, 500 Songs geschrieben und nahm am Ende auf, was ihn bei anderen beeindruckte: „Hurt“ von Nine Inch Nails, „One“ von U2, „I Won’t Back Down“ von Tom Petty. Und wer hätte authentischer singen können „Jesus, I Don’t Want To Die Alone“?
Im Mai 2003 starb June Carter Cash, nach 35 Jahren Ehe. Bei ihrer Beerdigung saß Johnny Cash schon im Rollstuhl. Dann ging er wieder ins Studio, in die Blockhütte gegenüber von seinem Haus. Knapp vier Monate hielt er noch ohne sie durch.

Ein Schmerzensmann, der die Würde bewahrt

Das eindrucksvolle Bild vom Schmerzensmann, der Würde und Integrität bewahrt, hätte wohl auf Dauer alles andere überdeckt, wenn nicht 2005 „Walk the Line“ ins Kino gekommen wäre, die Filmbiographie mit Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon über die Jahre von 1944 bis 1968, die naturgemäß einen ganz anderen, einen wilden und ziemlich attraktiven Johnny Cash zeigte.
Der als Zwölfjähriger miterlebt, wie sein Bruder Jack von einer Kreissäge tödlich verletzt wird. Der 1955, nach Beendigung seiner Militärzeit in Deutschland, in Memphis von Sam Phillips unter Vertrag genommen wurde, dem Besitzer von Sun Records. Der 1956 begann, jedes seiner Konzerte mit dem Satz „Hello, I‘m Johnny Cash“ zu eröffnen. Der unermüdlich tourte und schrieb und abstürzte.
Der wagte, was in der Country-Szene sonst keiner wagte. Der mit June Carter und ihrer berühmten Familie Konzerte gab und ihr nach einem Jahrzehnt, nach der Trennung von seiner ersten Familie, auf offener Bühne einen Heiratsantrag machte.
So besteht Hoffnung, dass die atemberaubende „American Recordings“-Reihe das große Gesamtwerk nicht zu sehr in den Schatten stellt. Johnny Cash war nämlich schon von Anfang an gut. Als Songschreiber. Als Sänger. Als Mythos. Das hat nur nicht jeder Nachgeborene rechtzeitig begriffen.

Donnerstag, 4. August 2011

Robert Johnson wäre 100 Jahre geworden

Am 8.Mai 2011 wäre Robert Lee Johnson 100 Jahre alt geworden. Aber er ist bereits im Alter von 27 Jahren, am 16.8.1938 in Greenwood, (Mississippi) verstorben. Er hat Spuren in der Musikwelt hinterlassen - was ihm damals garantiert nicht bewusst gewesen ist. Er ist in einer Zeit großgeworden wo es noch zu Lynchmorden kam. Seine Großeltern waren noch Sklaven im Süden der heutigen USA. Die ganzen familiären Verhältnisse waren traurig. Die Schule brach er 1927 vorzeitig ab. Er hatte Augenprobleme, lernte aber schon im Kindheitalter Mundharmonika spielen. Seine Ehe hielt nur kurze Zeit, da seine Frau Virginia 1930 im Kindbett verstarb. Alles war traurig und mutlos - kein Wunder das er dann beim Blues landete. Er lernte den Bluesmusiker Son House kennen. Auf Wanderschaft lernte er den "guten" Gitarristen Ike Zimmermann und seine 2. Ehefrau Caletta kennen. Durch Zimmermann lernte er vermutlich seine spätere gute Gitarrentechnik. Da er in relativ kurzer Zeit eine exzellente Gitarrentechnik erlernte, kam das Gerücht auf, er hätte seine Seele dem Teufel verschrieben. Heute steht noch ein Denkmal an der Kreuzung in Clarksdale, Mississippi. "Crossroads" - hier soll Robert Johnson dem Teufel seine Seele für die gute Gitarrentechnik vermacht haben. Mythos oder Wahrheit? Erste Auftritte bekam er 1934. Plattenaufnahmen erfolgten 1936 und 1937. Er schrieb ganze 29 Songs, die aber bis heute vielen Bluesliebhabern und Musikern im Gedächtnis sind.

"Rambling on my mind" wurde von John Mayall und Eric Clapton nachgespielt.
"Sweet Home Chicago" wurde von Musikern wie z.B.: Eric Clapton, Buddy Guy, Fleetwood Mac und Stevie Ray Vaughan neu interpretiert. "32-20 Blues" wurde neu entdeckt von Eric Clapton, Muddy Waters, Peter Green, Bob Dylan und der Band Gov´t Mule. "Cross road Blues" wurde live von der Gruppe Cream, den Doors, Bob Dylan, Robin Trower und der Band FREE interpretiert. "Love in Vain" wurde von den Rolling Stones, Eric Clapton und Walter Trout neu entdeckt. Das ließe sich mit vielen seiner Songs so fortsetzen. Eric Clapton scheint mir so eine Art Nachlassverwalter zu sein, da er viele Songs von Robert Johnson in seinem Repertoire hat und auch vor einigen Jahren eine Tribut Veröffentlichung rausgebracht hatte. Ähnliches geschah auch durch die Bluesmusikerin Rory Block.













Mittwoch, 3. August 2011

Nur Gott macht Stars - das Motto der Inga Rumpf

Mit 65 Jahren ist die Rockröhre mehr denn je auf der Suche nach Spiritualität
Seit Mitte der 60er-Jahre steht die Hamburgerin auf der Bühne. Sie spielte mit Udo Lindenberg, Aerosmith und BB King.
Die Sängerin absolviert 30 bis 40 Auftritte im Jahr und sagt: "Ich bin immer noch Rockerin"
Für Inga Rumpf trommelte einst Udo Lindenberg am Schlagzeug. Später feierte die Hamburger Rocksängerin mit ihren Bands Frumpy und Atlantis große Erfolge. Ihr Repertoire reicht von Gospel, Blues, Jazz bis zu Rock. Heute feiert die stimmgewaltige Sängerin ihren 65. Geburtstag.
Ihre Stimme ist ihr Kapital. Kritiker haben Inga Rumpf als "beste Sängerin Deutschlands" gepriesen. Gospel und Rockmusik, Soul und Blues - die Hamburger Deern, wie sie sich selbst nennt, ist vielseitig. Seit Beginn ihrer Karriere in den 60er-Jahren fasziniert sie mit Stimmgewalt. Mit extremen Tonlagen und rauchig-röhrendem Sound erinnert sie an Janis Joplin, an Aretha Franklin, auch an Tina Turner, für die sie selbst einen Song geschrieben hat, oder die "Gospel-Königin" Mahalia Jackson.
Auch wenn Inga Rumpf zuletzt viel Gospel-Songs gesungen hat, in eine musikalische Schublade will sie sich auf keinen Fall stecken lassen. "Ich bin immer noch Rockerin", sagt Rumpf. "Alles hat seine Zeit, man kann ganz viel parallel machen." Und so tourte sie mit den US-Rockern Aerosmith und dem Soulsänger Lionel Richie, hatte zu dem 1983 gestorbenen Bluesmusiker Muddy Waters ebenso Kontakt wie zu Dr. John, dem musikalischen Tausendsassa aus New Orleans. Mit Bluesmusiker BB King durfte sie bei dessen Abschiedstour 2006 auftreten, darauf ist sie stolz. "Die Adaption meines Songs ,I Wrote A Letter' von Tina Turner im Jahr 1984 war natürlich ein Höhepunkt", erinnert sich die Hamburgerin. Erst im Juni begeisterte Inga Rumpf bei einem Konzert von BAP als Gastsängerin im Stadtpark.
Die Musikerin lebt mal in Hamburg, mal auf dem Lande irgendwo an Niedersachsens Küste. Allzu Privates will sie nicht preisgeben. Ihre Karriere begann in der Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der Flower-Power-Generation und Studentenrevolte. "Erst mal war das aber für mich die Flucht aus kleinkarierten Verhältnissen", erzählt die im Stadtteil St. Georg aufgewachsene Tochter eines Hamburger Seemanns und einer ostpreußischen Schneiderin, warum sie Musikerin wurde. Zu Hause spielte Vater "ein bisschen Quetschkommode", Mutter sang im Kirchenchor und nahm Inga oft in die Kirche mit - eine Erfahrung, die ihre Vorliebe für Gospels und Kirchen ("die Gebäude, nicht die Institution!") bis heute grundgelegt hat.
Als Drummer spielte Udo Lindenberg, aus Westfalen nach Hamburg gekommen, für Inga Rumpf bei den City Preachers, ihrer ersten, noch auf Folklore ausgerichteten Band. Gemeinsam erweiterten sie den Stil in Richtung Beat und Soulmusik. "Wir lebten in der Kommune zusammen, die erste WG, da haben wir eine tiefe Freundschaft entwickelt - und das wird wohl auch immer so bleiben."
Anfang der 70er-Jahre, der besten Zeit von Frumpy und der Nachfolgeband Atlantis, wurde Rumpf als "größtes Individualtalent der deutschen Rockszene" und als "neuer Superstar" gefeiert. 1971 wählten die Leser des "Musik Express" Frumpy zur "besten deutschen Rockgruppe". Aus diesen Jahren stammen die Alben "All Will Be Changed" mit dem Song "Indian Rope Man" und "Frumpy 2". Mitte der 70er-Jahre ging's nach England und in die USA, wo Rumpf mit der US-Rockband Aerosmith und Lynyrd Skynyrd auftrat.
In den 80er-Jahren waren die ganz großen Erfolge erst mal vorbei. Mit der neuen Band Reality trat Inga Rumpf auf, unterrichtete als Dozentin an der Hamburger Musikhochschule, engagierte sich bei "Rock gegen Atom". Der Gospelmusik wandte sie sich seit den 90er-Jahren wieder verstärkt zu. Auf Kirchentagen singt sie, begeistert bei 20 Konzerten im Christuspavillon der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Zehn Jahre gibt sie Neujahrskonzerte im Hamburger Michel, 15 Jahre ist sie dort auch bei Motorrad-Gottesdiensten dabei. "Only God Makes Stars", lautet einer ihrer Songs, ein Titel, den sie auch als ein Lebensmotto betrachtet.
Mit der Kirche als Institution hat sie wenig am Hut, trat aus Protest in den 70er Jahren aus und Anfang der 90er-Jahre wieder ein - "ebenfalls aus Protest, weil ich etwas innerhalb der Kirche, in diesen Kirchenräumen verändern wollte, indem ich Konzerte gebe". Sie sieht viele, die mit ihr älter geworden sind, "wieder auf der Suche nach einem spirituellen Faden: Woher komme ich, wohin gehe ich? Wir sind ja in einem Alter, wo gute Freunde und Angehörige schon nicht mehr da sind, und da wird man ein bisschen demütiger", sagt Inga Rumpf.
Auch wenn die Power der Jugend nachgelassen hat ("Ich gebe maximal zwei Konzerte hintereinander, mache dann Pause"), auf 30 bis 40 Auftritte im Jahr kommt Inga Rumpf dennoch. Live-Konzerte zieht sie Studioproduktionen "unbedingt" vor: "Mit den Leuten den Moment feiern, das ist es. Wenn du live spielst und singst, zeigt es sich, ob du es kannst oder nicht."




2006 haben meine Frau und ich Inga Rumpf als Vorgruppe zur damaligen Abschiedstournee von B.B.King in Essen erlebt. Für mich war es einfach faszinierend diese tolle Frau mit ihrer genialen Stimme live zu erleben. Mein Favorit damals: "Friends", ein Song aus der Atlantis Zeit. Im Zugabenteil von B.B. King kam sie noch einmal auf die Bühne zu einer kleinen Session. Genial. Amerikanischer Blues und Deutscher Blues trafen aufeinander. Es gibt "Gott sein Dank" sehr gute Musiker fernab jeder Playlist und Hitparade.

Montag, 25. Juli 2011

Der wertkonservative Hippie - Neil Young

Rock-Geschichte, 25.07.2011, Rolf Langenhuisen
konzert neil young arena oberhausen am 09.07.2008

Neil Young wird im November 66 und macht seit 48 Jahren Musik. Er hat um die 50 offizielle Alben veröffentlicht und mehrere Filme gedreht.

Was ist Neil Young für ein Typ?
Journalisten, die über ihn schreiben, benutzen Begriffe wie „Eigenbrötler“, „Grantler“, „knurriger Kanadier“ oder „genialer Kauz“. Als Kind war Young häufig krank: Diabetes, Epilepsie, eine Polioinfektion, die seine linke Körperhälfte beschädigt hat. Er selbst hat zwei behinderte Söhne, Zeke und Ben, sowie eine Tochter. Seit 1978 ist Neil Young mit Pegi Morton verheiratet, eine erste Ehe war 1970 geschieden worden.
Er lebt auf einer Ranch in Kalifornien. Dort hat er in den letzten Jahren viel Zeit damit verbracht, einen 59er Lincoln Continental in ein Energiesparauto umzubauen. Seine Termine stellt er auf den Mond ab: Bei Vollmond geht’s ins Studio, „weil wir dann immer hervorragend gespielt haben“. Neil Young ist sehr kreativ, produziert eine Flut von Material. Insgesamt ein schwieriger, weil unangepasster Typ.
1990: Neue Hoch-Zeit
Die 80er Jahre waren schwierig für Neil Young. Er kümmerte sich um seine behinderten Jungs, seine Platten waren schwach. Mit „Ragged Glory“ machte er sich 1990 auf in ein besseres Jahrzehnt. Das Album wurde mit Crazy Horse eingespielt: Frank Sampedro (Gitarre), Billy Talbot (Bass) und Ralph Molina (Schlagzeug). Es bietet Hardrock mit ausgedehnten Gitarrenpassagen, hinter den Effekten findet man einfache, schöne Melodien. Anspieltipps: „F*!#ing‘ Up“, „Mansion on the Hill“.

Wieso ist er ein Großer der Rock-Geschichte?
Weil er große Musik macht. Weil seine E-Gitarren ebenso einzigartig klingen wie seine Stimme. Weil er einen Haufen Songs geschrieben hat, die man nie mehr vergisst: „Hey, Hey, My, My“ oder „Rockin‘ in the Free World“, „The Needle and the Damage Done“ oder „Angry World“, das 2010 den Grammy für den besten Rock-Song des Jahres bekam. Und natürlich „Heart of Gold“, Neil Youngs einziger Nr. 1-Hit. Der Erfolg war ihm unangenehm, auch das ist typisch. Der Mann rockt und rockt und rockt, ohne auf Glamour, Modetrends und Verkaufszahlen zu schielen. Er verkörpert ein Verständnis von Rockmusik, dem Protest und Rebellion innewohnen. Neil Young ist ein politischer Künstler, auch das macht ihn wichtig.

Welche Werte vertritt er?
Der 65-Jährige ist Achtundsechziger und (obwohl Kanadier) amerikanischer Patriot zugleich. Eine Kombination, die für Europäer schwer zu schlucken ist. Der Rolling Stone wählte ihn als „Der letzte Hippie“ in den Kreis der „100 Menschen, die Amerika verändern“. Als solcher kämpft Neil Young gegen Krieg, Unterdrückung und korrupte Politiker, für Gerechtigkeit und die Interessen der Schwachen.
Auf dem Album „Living with War“ z. B. übte er 2006 scharfe Kritik an George W. Bush und dem Irak-Krieg: „Lasst uns den Präsident absetzen, weil er gelogen und unser Land fälschlich in den Krieg geführt hat. Er hat die Macht missbraucht, die wir ihm anvertraut haben. Er hat all unser Geld zum Fenster rausgeschmissen…“
Aus dem Mund von Neil Young sind solche Zeilen besonders glaubwürdig, weil er auch „patriotische“ Texte geschrieben hat, in denen er die Werte des guten Amerika vertritt: Familie, Nachbarschaft, Redlichkeit. Neil Young, der Wertkonservative.
Er setzt sich für in Not geratene Farmer ein. Und er unterstützt Projekte zugunsten der Ureinwohner: In dem Song „Pocahontas“ (auf „Rust Never Sleeps“, 1979) fasst er die lange Leidensgeschichte der Indianer in dreieinhalb Minuten zusammen. Hörenswert.

Apropos „Hören“: Welche Musik macht Neil Young?

Es gibt kaum einen anderen, der so viele musikalische Haken geschlagen hat. Unterm Strich bleibt Neil Young ein musikalisches Doppelgesicht. Da ist einerseits der Romantiker mit Mundharmonika und Akustikgitarre, Slidegitarre und Banjo. Er steht zwischen Country und Folkrock und singt herzzerreißende Balladen. Das andere Gesicht zeigt den Gitarrenrocker, der seine „Old Black“, eine Gibson Les Paul 1953, mit selbst gebauten Effektgeräten verzerrt. Er spielt, meist begleitet von seiner Band Crazy Horse, harten Rock mit manchmal ohrenbetäubenden Feedback-Orgien.
Neil Young ist wandlungsfähig. Alle Jahre wieder erscheint ein neues Album, und über die Jahrzehnte waren auch schlechte dabei. Die Plattenfirma Geffen hat Young einmal verklagt, absichtlich ein unverkäuflich schlechtes Album abgeliefert zu haben.
Was heißt eigentlich „Godfather of Grunge“?
Godfather heißt Pate, und Grunge heißt Dreck. Grunge ist ein Musikstil, der Ende der 80er Jahre in Seattle aufkam und die Gitarren des Hard Rock mit der Ästhetik des Punk mischte. Rau und dreckig. Einige Grunge-Bands waren von Neil Youngs übersteuertem Gitarren-Sound beeinflusst. Auch Kurt Cobain war ein Fan des alten Herrn Young. Als sich der Nirvana-Frontmann am 5. April 1994 selbst tötete, hinterließ er im Abschiedsbrief ein Zitat von Neil Young: „It’s better to burn out than to fade away.“ Lieber bis zum Ende brennen, als langsam zu verblassen. Neil Young spielte ein Jahr später gemeinsam mit der Band Pearl Jam das Album „Mirrorball“ ein: ein großartiges Dokument seiner Grunge-Patenschaft.

Ist Neil Young Geschichte?
Nein, er rockt weiter. Das Album „Le Noise“ bescherte im vergangenen Jahr einen neuartigen Gitarrensound und herausragende Songs. Soeben ist „A Treasure“ erschienen mit Country-Rock-Aufnahmen aus dem Jahren 1984/85. Derzeit sorgt Neil Young in den USA mit seiner alten Band Buffalo Springfield für Furore. Und im nächsten Jahr soll der zweite Teil seiner Archiv-Serie erscheinen.

Noch was?
Ja, ein Zitat aus dem Rolling Stone, der Neil Young zum 65. Geburtstag gratulierte: „Es spricht viel dafür, dass er der erste Rockmusiker sein wird, der niemals stirbt.“

www.derwesten.de (Die Geschichte des Rock)


Natürlich wird Neil Young irgendwann sterben und das wird mich vermutlich sehr traurig machen. Was soll ich musikalisch ohne IHN machen?  (Uli Fleger)

Samstag, 23. Juli 2011

Klub 27

 

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie; http://de.wikipedia.org/wiki/Klub_27
    
Als Klub 27 oder Club 27, alternativ Forever 27 Club (deutsch etwa: Für-immer-27-Klub) oder kurz 27 Club, wird eine Gruppe von Musikern bezeichnet, die im Alter von 27 Jahren starben. Dazu werden entweder eine bestimmte Auswahl bekannter Rock- und Bluesmusiker gezählt – namentlich Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain –, oder aber alle namhaften Musiker, die in diesem Alter zu Tode kamen.
Die Idee eines Klub 27 erlangte mit dem Tode Kurt Cobains im Jahr 1994 größere Bekanntheit. Seitdem wird sie sowohl in Musik-Magazinen und Fachzeitschriften als auch in der Tagespresse immer wieder zitiert. Dem Klub 27 wurden bereits mehrere Ausstellungen gewidmet, es werden Merchandising-Produkte vertrieben, Romane, Filme und Bühnenstücke greifen das Thema auf. Verschiedene Theorien und Spekulationen ranken sich um die Ursachen der frühen Tode und mögliche Zusammenhänge. Ein statistischer Beleg für die Behauptung, dass überdurchschnittlich viele Erfolgsmusiker mit 27 Jahren sterben, ist nicht bekannt.

Heute verstarb die 27-jährige brit. Soulsängerin Amy Winehouse. Ihr intensives Alkohol- aber auch Drogenproblem war bekannt. Die Untersuchungen dauern noch an.

Gerade jetzt am 21.08.21 fällt mir auf, dass der Gitarrist und Sänger von Canned Heat, Alan Wilson am 3.9.1970 Selbstmord machte. Er litt an Depressionen und wurde nur 27 Jahre alt. 

Terror in Oslo

Ich bin sprachlos und entsetzt über das Leid, dass ein vermutlich einzelner Täter in der Innenstadt von Oslo und einer vorgelagerten Insel verursacht hat. Er zündete eine Bombe und begab sich dann seelenruhig als Polizist verkleidet auf die Insel, wo ein Jugendcamp der Sozialdemokraten tagte. Er rief als Polizist die jungen Menschen zusammen, um dann das Feuer auf sie zu eröffnen. Über 80 junge Menschen sterben. Die vermutlich entdgültige Zahl steht noch aus. Der Täter wurde gefasst.

Dem Terror eines Einzeltäters kann eine "offene" Gesellschaft nirgends entfliehen. Auch bei uns ist so etwas denkbar. Wie tief muss ein Täter hassen, dass er verblendet zu solchen Taten fähig ist?

Donnerstag, 21. Juli 2011

T Bone Burnett

Vielleicht seit 20 Jahren spuckt der Name T-Bone Burnett immer wieder durch meinen Kopf. Anfänglich habe ich ihn immer mit T-Bone Walker verwechselt. Geht das überhaupt? T-Bone Walker war ein farbiger Bluessänger und Gitarrist. Aber vielleicht lag es einfach an diesem verrückten SynonymT-Bone. Wie kann man T-Bone mit Vornamen heißen? Da denke ich doch erst mal an Steaks. Auf jeden Fall ist mir T-Bone Burnett durch Filmmusiken aufgefallen. Ausschlaggebend war ein Film von Wim Wenders "Don´t come knocking". Der Film war kommerziell ein Flop - meiner Frau und mir gefällt er sehr gut und der Soundtrack hat auch seine Spuren hinterlassen. Die Schwierigkeit war nur, dass vermutlich wegen der Unwirtschaftlichkeit kein Original Motion Soundtrack rauskam. Wie sollte ich an die Songs kommen? Bei einem Song singt Bono von U2 mit. Nach vielem Suchen und informieren, musste ich wohl anfangen, mir ein paar CD´s von T-Bone Burnett zu besorgen (s. die 3 Coverfotos). Er wurde als Joseph Henry "T-Bone" Burnett am 14. Januar 1948 in St. Louis geboren. T-Bone ist sehr vielseitig. Einerseits Sänger und Gitarrist und anderseits Produzent, aber auch Komponist von Filmmusiken. 8 x gewann er den Grammy und 1 x den Oscar für die Musik in dem Countrydrama "Crazy Heart" (2009). Seine Stimme ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Seine Songs haben eine Einschlag von Rock, Blues und Country.

Die von mir gesuchten Songs aus dem Wim Wenders Film fand ich auf der Do-CD "Twenty, twenty" aus dem Jahre 2006, aber in einem anderen musikalischen Gewand. Den Song mit Bono habe ich noch nicht gefunden. Dank Ebay kam ich an Produktionen von T-Bone Burnett aus den Staaten heran. In deutschen Plattengeschäften suchte ich ihn bisher vergebens.
Die Diskographie seiner Filmmusiken lässte einen staunen: "The Big Lebowski" (1998), "O Brother, where art you?" (2000), "Unterwegs nach Cold Mountain" (2003), "The Ladykillers" (2004), "Don´t come knocking" (2005), "Walk the line" (2005) und "Crazy Heart" (2009). Bei einem weiteren Lieblingsfilm von mir war er für die Tonspur verantwortlich: "Der Pferdeflüsterer" (1998).
Herausragende Arbeiten als Produzent leistete er mit Gregg Allman und dem Album "Low Country Blues" (2011) und mit Robert Plant und Alison Krauss mit dem Album "Raising Sand" (2007). Die Künstlergilde mit denen er arbeitete ist auch erstaunlich bekannt und breit gefächert: Los Lobos, B.B. King, Bruce Cockburn, Elvis Costello, Leo Kottke, Sam Phillips, Kris Kristofferson, Roy Orbison, Counting Crows, Cassandra Wilson, John Mellencamp, Willie Nelson, Steve Earle, Nitty Gritty Dirt Band und Tonio K.