Montag, 20. Januar 2025

Andreas Bodenstein genannt Karlstadt

Andreas Bodenstein genannt Karlstadt

Schwärmer und Aufrührer?


Die Kirchengeschichte ist mir als Fach sehr ans Herz gewachsen. Woher kommen wir geistlich? Was hat uns geprägt?

Auf unser Lutherreise 2013 kamen wir auch nach Orlamünde, dem Ort wo Andreas Bodenstein ein paar Jahre Prediger war. Bodenstein hatte seine Pfarrkinder geistlich und biblisch geprägt, so dass sie Luther bei seiner Visitation geistlich Widerstand leisten konnten.
Oft liest man das Zitat: Bodenstein wäre erst Luthers Freund und dann Feind gewesen. Das Zitat ist eigentlich falsch oder hinkt wenigstens.
Deutschland bestand damals zur Zeit der Reformation aus vielen, manchmal kleinen Provinzen und Grafschaften. Jeder Machthabende Graf, Herzog oder sonstige Adliger rührte herum. Zum Beginn der Reformation waren Luther, Melanchthon und Bodenstein auf der gleichen Seite. Nach dem Reichstag zu Worms wurde Luther für rund 2 Jahre auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Er übersetzte die Bibel. Öffentlich agierten Bodenstein und der zurückhaltende Melanchthon weiter. 
Da wo sich Adlige der Reformation anschlossen, musste auch die bis dahin gültige kath. Ethik hinterfragt werden. Das gesellschaftliche Leben musste neu geordnet werden. Sehr schwierig, zumal sich auch Widerstand regte. Das macht alles so schwierig. Erste Bibelteile im Deutschen und Traktate kamen heraus. Der Buchdruck gewann an Macht.  Bürger, Bauern und alle die lesen konnten wurden infiziert. Kein Wunder das es später zu den Bauernkriegen kam. Sie waren oft eine Art Leibeigene oder zumindest mit den unterschiedlichsten Steuern belegt. Sie schrieen nach Freiheit. Luther und auch Bodenstein waren oft hin und hergerissen. Oft dann auch gegeneinander. Reformatoren wie Münzer ging die Veränderung nicht schnell genug.
Rückblickend frage ich mich, wie damals der Heilige Geist agiert hat? Ganz schwer einzuschätzen. Zumal auch gleichzeitig eine Art Aufklärung begann. Der Humanismus entwickelte sich.
Wenn ich heute mitbekomme, wie schnell man sich in christlichen Gemeinden streitet, dann einander Ausgrenzung erfährt und Parteien sich bilden, dann bin ich mittlerweile betroffen und erschüttert. Zumal es bei uns heute um weniger wichtige Dinge geht. Damals, zur Zeit der Reformation, war das grundlegend neu. Brauchen wir einen Ablass? Reicht die Gnade? Brauchen wir Bilder in der Kirche? Was ist die Taufe und was ist das Abendmahl? Wichtige Themen mußten anhand der Bibel neu bewertet werden. 

Ich war letztens in Eisenach und habe im Lutherhaus dieses kleine Büchlein für 6,50 € erstanden. 

ISBN 3-933028-30-2 Drei Kastanien Verlag, 2000

.....und mit großem Gewinn gelesen.

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