Joe Bausch gastiert in Menden
Endlich mal wieder eine Autorenlesung!
Joe Bausch, eigentlich Josef Hermann Bausch, bekannt aus dem TV und früherer Mediziner in der JVA Werl, las einmal mehr aus seinem neuesten Werk "Verrücktes Blut". Es ist mittlerweile sein 4. Buch, und nach den vielen Berichten aus dem Knastalltag veröffentlichte er diesmal seine Biografie. Joe Bausch verweilte bereits zum dritten Male in Menden. Im Jahre 2018 hatten wir ihn schon einmal erlebt. Diesmal trafen wir uns im "Theater am Ziegelbrand", gestern um 19 Uhr.
In der ersten guten Stunde brachte er, teils sehr humoristisch, einen Rückblick auf seine ersten drei Bücher. Als Arzt in einer JVA hatte er viele Gefangene betreut und sich über 30 Jahre lang die Frage gestellt: "Woher kommt das Böse?". Philosophisch und medizinisch hatte er viele Untersuchungen angestellt. Die Gehirne sehen bei einem Psychopathen und Verbrecher zu einem "normalen" Menschen exakt gleich aus. Warum ist er selbst nicht auf die schiefe Bahn geraten?
Kurz vor der Pause begann er dann in seiner Lebensbiografie zu lesen. Aber er konnte auch nicht stillstehen. Als Kind hätte er eigentlich schon Ritalin einnehmen müssen, aber ADHS war damals noch nicht bekannt. 😂 Ein Ausspruch der Mutter war immer: "Junge, warum kannst du nicht so sein, wie die anderen."
Nach der Pause ging es dann an seine Biografie. Großgeworden auf einem Bauernhof im Westerwald. Mit 6 Jahren Traktorfahren und mit 12 Jahren den Mähdrescher und das Auto. Er wurde hart erzogen, Verantwortung zu übernehmen. Prügel waren durchaus an der Tagesordnung. Aber nicht nur zuhause. In der Schule wurde ja die Prügelstrafe erst 1971 abgeschafft. Er wurde Messdiener, aber erlebte auch einen prügelnden Priester, der oft nach der geleisteten Beichte zuschlug. Dann schwärmte er geradezu gütig von seiner Oma, die mit im Haus lebte.
Es wurde sehr ruhig im Saal als er von sexuellen Übergriffen, die ihm von einem Pflegekind seiner Eltern widerfahren waren, berichtete.
Befreiung erlebte er durch Woodstock und trug seine roten Haare lang. Mit einem Kumpel besorgte er immer wieder Haschisch in den Niederlanden und vertickte diese in der Dorfdisko. Das war damals noch erlaubt. Nach dem Abi wollte er studieren. Er zog nach Köln. Das Theater wurde ihm wichtig. Er wollte Schauspieler werden. Die erste große Rolle war die des Kindermörders Jürgen Bartsch (Morde 1962-1966) in Bochum.
So pendelte er in seinem Theaterleben immer wieder zwischen Köln und dem Westerwald, um auf dem Hof mitzuarbeiten. So verdiente er sich sein Geld, das er brauchte. Er vergaß leider uns mitzuteilen, ab wann er sich für das Studium der Medizin entschieden hatte. Joe war 30 Jahre alt, als sein Vater mit 70 Jahren im Sterben lag. Er besuchte ihn nicht mehr - hatte Ausflüchte. Erst als er ihn selbst in der Pathologie aus dem Kühlfach zog, konnte er ihm sagen, wie er über ihn dachte und sich von ihm verabschieden.
Der Kindheit auf dem Bauernhof in dem kleinen Ort, konnte er auch positives abgewinnen. Die Menschen hielten damals zusammen und kümmerten sich umeinander. Man wurde vom ganzen Dorf erzogen.
Es war ein toller Abend und das Buch werden wir uns gerne besorgen!
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