SOEST - Uwe Kipping kandidiert zwar für die Biker-Partei, aber ein Motorrad hat er nicht. Für den 41-Jährigen ist das kein Widerspruch: „Man braucht kein Motorrad, um seine Ideologie zu leben. Was meinen Sie, wie viele CDU-Mitglieder nicht in der Kirche sind?“. Statt für ein einsitziges Kraftrad gibt der vierfache Vater das Geld lieber für eine mehrsitzige Familienkutsche aus.
Die PS-starken Maschinen faszinierten ihn zwar seit seine frühen Jugend, gibt der gelernte Speditionskaufmann zu. Aber sie waren nur ein kleiner Anlass, sich in der Partei zu engagieren und bei der Gründung des Landesverbands am Samstag als Schatzmeister anzutreten.
Mehr als die Maschinen beeindrucken Kipping die Biker-Tugenden auf dem Parteilogo – Freiheit, Moral, Ehre und Gerechtigkeit – und die Möglichkeit, als Mitglied überall mitzureden und zu entscheiden. Mitsprache hat er schon in den Ausschüssen der Gemeinde Bad Sassendorf geübt. Dort saß er als Schulpflegschaftsvorsitzender der Schule seines Sohnes.
Aus dieser ehrenamtlichen Arbeit und aus täglicher Erfahrungen weiß der Familienvater nur allzu gut, wo viele Leute der Schuh drückt, vor allem im Schulbereich: Ständig müssten Eltern zahlen – Kopiergeld, Klassenfahrten und und und, klagt er. Das Gesetz der kostenlosen Schulbildung werde dabei ganz klar über den Haufen geworfen. Knipping, der gebürtig aus Sachsen-Anhalt stammt, sieht nicht ein, warum Schule Ländersache ist. Bei Umzügen von einem Bundesland ins andere koste das nur Geld, weil neues Schulmaterial angeschafft werden müsse, meint er.
Mitreden und die eigene Meinung sagen – auf diese Weise wollen Kipping und seine Parteifreunde die Biker-Werte in die Gesellschaft tragen. Kein Verständnis haben sie für die „Hetzjagd gegen Biker“: „Alle, die Kutte tragen und Motorrad fahren, gelten als Gangster. Wenn einer Mist baut, bauschen die Medien das groß auf. Aber dass die Biker bei dem großen Hochwasser im Sommer geholfen haben und dafür sogar ausgezeichnet wurden, das steht nicht in der Zeitung.“
Für den Landesverband, der am Samstag in Herne gewählt wird, hat der Biker-Bundesvorstand Kipping zum Schatzmeister bestimmt. Der Soester weiß, dass die Zeit drängt, will die Partei noch bei den Kommunalwahlen im Mai mitmachen. Dafür braucht sie mindestens 2 000 Unterschriften.
Kipping hat sich schon auf die Wahlkampf-Tour durch die einschlägigen Clubs gemacht und dabei erstaunt festgestellt, wie ausgeprägt die regionale Biker-Szene ist. Die Haltung der Mitglieder imponiert ihm immer wieder. In den Clubs seien alle gleich. Ob Hilfsarbeiter oder Akademiker spiele keine Rolle, weil sich alle für die gleichen Ziele einsetzen.
Gleichberechtigung beginnt bei Kippings offenbar in der Familie: Auf dem Vertiko prangt neben dem Harley-Davidson-Bildband von Uwe Kipping die Bibel seiner Ehefrau, die sich in der Albertus-Magnus-Kirchengemeinde engagiert. - bs
aus:
http://www.soester-anzeiger.de/lokales/soest/biker-partei-soester-wirkt-gruendung-3313757.html
Jetzt kann ich mich ja fragen, wie wichtig ist die weitere Neugründung einer Partei? Bei all den Neugründen stelle ich aber fest, dass viele Bürger sich in Deutschland von den klassischen Parteien alleingelassen fühlen. Den Rest schafft vermutlich die nicht übersehbare EU-Regierung. So kann ich in der Tat nachvollziehen, dass sich Motorradfahrer, Rocker oder nicht, Kutte oder nicht, Gehör schaffen wollen. Es muss Schluß sein mit dem Generalverdacht, dass alle Kuttenträger kriminell sind. Unsere Politiker und Sicherheitskräfte bauen da fast schon eine Phobie auf gegen alle Kuttenträger. Feindbilder erleichtern das Leben und werden für die Boulevardpresse benötigt. Ob die Partei etwas erreichen wird? Zu wünschen ist es ihr, denn es geht um unsere Grundrechte - als freie Menschen.