(Panorama, 17.08.2011, Martina Schürmann - der westen.de)
Essen. Zu seinem heutigen 75. Geburtstag ist nicht nur über den frühen und späten Robert Redford zu sprechen, über den ewigen Charmeur und politischen Aufklärer, sondern auch über den gefeierten Schauspieler und den erfolgreichen Regisseur.
Es gibt Männer, für die könnte jede Frau in jungen Jahren ihre gute Erziehung vergessen. Und dann gibt es Männer, auf die man sich später noch im Seniorenheim stürzt, weil man mit ihnen ganz wunderbar über biodynamischen Gemüseanbau und amerikanische Außenpolitik diskutieren kann. Dass Robert Redford diese beiden Typen mühelos in sich vereinigt, hat ihn sicherlich zu den zeitlosen Ausnahme-Erscheinungen Hollywoods gemacht. Nach dem Tod seines mehrfachen Filmpartners und alten Freundes Paul Newman ist Redford einer der letzten großen Stars, die noch etwas von dem überirdischen Glanz der alten Traumfabrik verströmen.
Zu seinem heutigen 75. Geburtstag ist aber nicht nur über den frühen und späten Redford zu sprechen, über den ewigen Charmeur und politischen Aufklärer, sondern über den gefeierten Schauspieler und den erfolgreichen Regisseur. Wer Redford nur im pinkfarbenen Anzug als „Der große Gatsby“ vor Augen hat, als Schlitzohr mit Schlägermütze in „Der Clou“ oder als abgetakelten Rodeostar in „Der elektrische Reiter“, der vergisst, dass der Name Redford auch als Produzent und Regisseur in mehr als 30 Filmabspannen auftaucht. Schon für sein Regie-Debüt „Eine ganz normale Familie“ gab es 1981 einen Oscar.
Damit wäre der Sohn eines Milchmanns aus Santa Monica, der sein Kunststudium geschmissen und als Straßenmaler durch Paris und Florenz getingelt war, bevor er Anfang der 1960er am Broadway mit dem Neil-Simon-Stück „Barfuß im Park“ in Erscheinung trat, eigentlich die Personifizierung des Amerikanischen Traums. Aber so wie er diesen Traum gelebt hat, hat er ihm immer auch misstraut.
Sensible Pferdeflüsterer
Die Watergate-Verfilmung „Die Unbestechlichen“, mit acht Oscar-Nominierungen bedacht, macht den großen Blonden dabei früh zum politischen Gewissen seines Landes. Redford bleibt einer, der das System hinterfragt. Mit hochgekrempelten Armen an der Schreibmaschine oder als CIA-Agent, der selbst ins Fadenkreuz der Geheimdienste gerät, wie in Sydney Pollacks „Die drei Tage des Condor“. Mit Pollack dreht Redford 1985 auch das romantische Melodram „Jenseits von Afrika“ Danach wollen alle Frauen von ihren Männern mal den Kopf gewaschen bekommen wie Meryl Streep.
Die kultivierten Großwildjäger und smarten Ganoven, die sensiblen Pferdeflüsterer und cleveren Staatsanwälte, sie liegen ihm eben. Was soll man auch spielen mit diesen melancholischen Blitzblau-Augen und dem gewinnenden Grübchenlächeln, mit denen sich Serienkiller und Familientyrannen schlecht vertragen.
Robert Redford ist seit einer halben Hollywood-Ewigkeit eben Robert Redford, großartig, souverän, und praktisch in jeder Rolle. Einer, der mit sich und seinem Äußeren offenbar so eins ist, dass er mit 75 immer noch den selben Seitenscheitel trägt.
Mag ihn sein Friseur auch für konservativ halten. Im Herzen ist Redford ein aufrechter Demokrat, ein Patriot, auf seine Art ein unermüdlicher Aufklärer und Weltverbesserer, der den Amerikanern zeigt, was aus ihrem Land geworden ist. Zuletzt erzählte er mit „Von Löwen und Lämmern“ eine hochpolitische wie tiefmoralische Geschichte über den Afghanistan-Einsatz. Sein im Herbst anlaufender Film „Die Lincoln Verschwörung“ macht aus der Geschichte über das Attentat auf Präsident Lincoln ein Gleichnis auf ein Land, das die Ideale seiner Gründungsväter an die politische Paranoia verrät.
Aktiv im Naturschutz
Dazu hat sich Redford schon für den Naturschutz engagiert, als Grün in Amerika noch keine politische Farbe war. Er kümmert sich um ökologischen Wintersport und die Förderung von Solarenergie. Er hackt vermutlich sogar das Kaminholz und macht die Erdbeermarmelade selbst. Dazu engagiert er sich seit Jahrzehnten für den Filmnachwuchs. Das von Redford 1982 gegründete Sundance Film Festival gilt als Weihestätte des Independent-Kinos.
Wenn man überhaupt etwas Schlechtes über Redford sagen will, der nach der Trennung von Ehefrau Lola, mit der er drei Kinder hat, heute mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars zusammen lebt, dann vielleicht das. Er gilt als etwas starrsinnig und chronisch unpünktlich. Aber kann man das jemanden vorwerfen, der Gestalt gewordene Zeitlosigkeit ist?
Ich mag Robert Redford und seine Filme, sei es als Schauspieler oder auch als Regisseur. Allen voran natürlich "der Pferdeflüsterer" und "Millagro-Krieg im Bohnenfeld" (nur als Regisseur).