Seit über 50 Jahren steht der mittlerweile 66-jährige Walter Trout nun auf den Brettern, die die Welt bedeuten und spielte in dieser Zeit u. a. in den Bands von John Lee Hooker, John Mayall und bei Canned Heat. Als Virtuose auf der Bluesgitarre hat er seine Fans unter älteren wie jüngeren Bluesfans. Leider steht er immer im Schatten von Joe Bonamassa - der eine ganz andere Karriere hinlegt. Nach seiner schweren Lebererkrankung mit anschließender Lebertransplantation im Jahre 2014, für die auch viele Fans Geld spendeten, verarbeitete er seine beinahe tödlich verlaufende Erkrankung auf den beiden eher etwas düster wirkenden Alben „The Blues Came Calling“ (2014) (erschreckend auch die Fotos über seinen Zustand) und „The Battle Scares“ (2015). Nun legt er nach mit „We’re All In This Together“ wieder eine neue Scheibe vor, die förmlich vor Spiel- und Lebensfreude strotzt.
Und wieder hat er für dieses Album, genau wie für sein 2006’er Projekt „Full Circle“ zahlreiche namhafte Gastmusiker unterschiedlicher Bluesspielarten um sich geschart. Die Liste liest sich wie das „Who is Who“ der Bluesmusik: dabei sind Veteranen wie John Mayall, Charlie Musselwhite und Edgar Winter aber auch „jüngere“ Talente wie z. B.Mike Zito, Joe Bonamassa und Trouts Sohn Jon und viele mehr.
Für jeden seiner 14 Gastmusiker hat Walter Trout einen Song sozusagen passend auf den Leib geschrieben. Dank moderner Technik wurden die Titel allerdings nicht gemeinsam im Studio eingespielt, sondern jeweils separat aufgenommen und im Nachhinein mit Trouts Band bestehend aus Sammy Avila, Johnny Griparic und Mike Leasure im Studio zusammengefügt. Lediglich Joe Bonamassa lies es sich nicht nehmen für die Aufnahmen bei Walter Trout im Studio höchstpersönlich aufzukreuzen.
Es beginnt mit einem flotten, rhythmisch stampfende Blues-Shuffle „Gonna Hurt Like Hell“ mit dem noch relativ jungen US-Blues-Talent Kenny Wayne Sheperd, einem Song über im weitesten Sinn Genuss und Reue, über weite Strecken getragen von einem schönem Gitarrenwechselspiel zwischen Trout und Shepherd. Der für seine ungewöhnliche Slide-Grifftechnik bekannte Sonny Landreth, dessen musikalische Wurzeln im Jazz und Rhythm and Blues des Mississippi Deltas liegen, ist Gastmusiker auf dem nächsten Song des Albums: „Ain’t Going Back“ kommt herrlich groovend und gute Laune verbreitend daher.
Zu Charlie Musselwhite, dem Urgestein, muss man eigentlich nichts sagen. Er ist ein Meister auf der Bluesharmonika und zeigt dies auch im folgenden Stück „The Other Side Of The Pillow“, einem etwas schwermütigen Stück, bei dem sein Mundharmonikaspiel die Verzweiflung, die aus Trouts Stimme und seiner Gitarre schreit, perfekt unterstreicht.
„She Listens To The Blackbird Sing“ mit Mike Zito (Mitbegründer der „Royal Southern Brotherhood“) an der Gitarre ist wiederum recht melodiös und vom Stil her irgendwo zwischen den späten Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd angesiedelt. Für das folgende, im Stil des viel zu früh verstorbenen Freddie King gehaltene Gitarreninstrumentals „Mr. Davis“ hat Walter Trout niemand geringeres als als den Jazz-Blues-Fusion-Gitarristen Robben Ford, mit dem er auch zusammen bei „The Supersonic Blues Machine“ spielt, verpflichtet.
Auch der im nächsten Song „The Sky Is Crying“ kraftvoll performende Warren Haynes ist ein musikalisches Schwergewicht, ist er doch langjähriges Mitglied der „Allman Brothers Band“. Ganz anders das nächste Stück „Somebody Goin’ Down“, im Gegensatz zu den bisherigen Songs des Albums ist es ein im funkiges, aber auch recht heavy angelegtes, von Eric Gales interpretiertes, Stück. Eher melodiös und mit schönen Bläsersätzen arrangiert bietet „She Steals My Heart Away“ dem Texaner Edgar Winter (Bruder des bereits verstorbenen Johnny Winter) den nötigen Rahmen seine Saxofonkünste unter Beweis zu stellen.
„Crash And Burn“ wiederum ist ein typischer Chigaco-Blues mit Joe Louis Walker an der Gitarre. Von der Mundharmonika getragen und ebenfalls aus der Ecke des Chicago-Blues stammend, ist der folgende Track „Too Much To Carry“ mit dem John Németh. „Do You Still See Me At All“ ist eine feine, melodiös komponierte, von Vater Walter Trout und Sohn Jon gespielte Bluesperle.
Härter, aber durchaus tanzbar, geht‘s dann wieder mit Randy Bachman (ehemals „Guess Who“ und „Bachmann-Turner-Overdrive“) auf „Got Nothin‘ Left“ zur Sache. Alle Songs sind auf ihre Art grandios, ist das ruhige, unplugged dargebotene Delta-Blues Stück „Blues For Jimmy T.“ mit John Mayall an der Mundharmonika. Einfach klasse. Bei dem letzten Titel des Albums, der gleichzeitig auch der Titelsong ist und stilistisch an „Electric Mud“ von Muddy Waters erinnert, hat Joe Bonamassa tatkräftig in die Saiten gegriffen.
Fazit: „We’re All In This Together“ ist ein abwechslungsreiches Blues-Album. Zu etwas besonderem wird es natürlich auch dadurch, dass Walter Trout hier zu seiner alten Energie und Lebensfreude zurückgefunden hat. Thank you, Lord.
Ich bin dankbar, dass ich für diese Aufnahmen wieder auf das Format der Langspielplatte (Do-LP) zurückgekommen bin.
Review: Jörg Schneider (Auszüge) www.sounds-of-south.de