Montag, 25. Juli 2011

Der wertkonservative Hippie - Neil Young

Rock-Geschichte, 25.07.2011, Rolf Langenhuisen
konzert neil young arena oberhausen am 09.07.2008

Neil Young wird im November 66 und macht seit 48 Jahren Musik. Er hat um die 50 offizielle Alben veröffentlicht und mehrere Filme gedreht.

Was ist Neil Young für ein Typ?
Journalisten, die über ihn schreiben, benutzen Begriffe wie „Eigenbrötler“, „Grantler“, „knurriger Kanadier“ oder „genialer Kauz“. Als Kind war Young häufig krank: Diabetes, Epilepsie, eine Polioinfektion, die seine linke Körperhälfte beschädigt hat. Er selbst hat zwei behinderte Söhne, Zeke und Ben, sowie eine Tochter. Seit 1978 ist Neil Young mit Pegi Morton verheiratet, eine erste Ehe war 1970 geschieden worden.
Er lebt auf einer Ranch in Kalifornien. Dort hat er in den letzten Jahren viel Zeit damit verbracht, einen 59er Lincoln Continental in ein Energiesparauto umzubauen. Seine Termine stellt er auf den Mond ab: Bei Vollmond geht’s ins Studio, „weil wir dann immer hervorragend gespielt haben“. Neil Young ist sehr kreativ, produziert eine Flut von Material. Insgesamt ein schwieriger, weil unangepasster Typ.
1990: Neue Hoch-Zeit
Die 80er Jahre waren schwierig für Neil Young. Er kümmerte sich um seine behinderten Jungs, seine Platten waren schwach. Mit „Ragged Glory“ machte er sich 1990 auf in ein besseres Jahrzehnt. Das Album wurde mit Crazy Horse eingespielt: Frank Sampedro (Gitarre), Billy Talbot (Bass) und Ralph Molina (Schlagzeug). Es bietet Hardrock mit ausgedehnten Gitarrenpassagen, hinter den Effekten findet man einfache, schöne Melodien. Anspieltipps: „F*!#ing‘ Up“, „Mansion on the Hill“.

Wieso ist er ein Großer der Rock-Geschichte?
Weil er große Musik macht. Weil seine E-Gitarren ebenso einzigartig klingen wie seine Stimme. Weil er einen Haufen Songs geschrieben hat, die man nie mehr vergisst: „Hey, Hey, My, My“ oder „Rockin‘ in the Free World“, „The Needle and the Damage Done“ oder „Angry World“, das 2010 den Grammy für den besten Rock-Song des Jahres bekam. Und natürlich „Heart of Gold“, Neil Youngs einziger Nr. 1-Hit. Der Erfolg war ihm unangenehm, auch das ist typisch. Der Mann rockt und rockt und rockt, ohne auf Glamour, Modetrends und Verkaufszahlen zu schielen. Er verkörpert ein Verständnis von Rockmusik, dem Protest und Rebellion innewohnen. Neil Young ist ein politischer Künstler, auch das macht ihn wichtig.

Welche Werte vertritt er?
Der 65-Jährige ist Achtundsechziger und (obwohl Kanadier) amerikanischer Patriot zugleich. Eine Kombination, die für Europäer schwer zu schlucken ist. Der Rolling Stone wählte ihn als „Der letzte Hippie“ in den Kreis der „100 Menschen, die Amerika verändern“. Als solcher kämpft Neil Young gegen Krieg, Unterdrückung und korrupte Politiker, für Gerechtigkeit und die Interessen der Schwachen.
Auf dem Album „Living with War“ z. B. übte er 2006 scharfe Kritik an George W. Bush und dem Irak-Krieg: „Lasst uns den Präsident absetzen, weil er gelogen und unser Land fälschlich in den Krieg geführt hat. Er hat die Macht missbraucht, die wir ihm anvertraut haben. Er hat all unser Geld zum Fenster rausgeschmissen…“
Aus dem Mund von Neil Young sind solche Zeilen besonders glaubwürdig, weil er auch „patriotische“ Texte geschrieben hat, in denen er die Werte des guten Amerika vertritt: Familie, Nachbarschaft, Redlichkeit. Neil Young, der Wertkonservative.
Er setzt sich für in Not geratene Farmer ein. Und er unterstützt Projekte zugunsten der Ureinwohner: In dem Song „Pocahontas“ (auf „Rust Never Sleeps“, 1979) fasst er die lange Leidensgeschichte der Indianer in dreieinhalb Minuten zusammen. Hörenswert.

Apropos „Hören“: Welche Musik macht Neil Young?

Es gibt kaum einen anderen, der so viele musikalische Haken geschlagen hat. Unterm Strich bleibt Neil Young ein musikalisches Doppelgesicht. Da ist einerseits der Romantiker mit Mundharmonika und Akustikgitarre, Slidegitarre und Banjo. Er steht zwischen Country und Folkrock und singt herzzerreißende Balladen. Das andere Gesicht zeigt den Gitarrenrocker, der seine „Old Black“, eine Gibson Les Paul 1953, mit selbst gebauten Effektgeräten verzerrt. Er spielt, meist begleitet von seiner Band Crazy Horse, harten Rock mit manchmal ohrenbetäubenden Feedback-Orgien.
Neil Young ist wandlungsfähig. Alle Jahre wieder erscheint ein neues Album, und über die Jahrzehnte waren auch schlechte dabei. Die Plattenfirma Geffen hat Young einmal verklagt, absichtlich ein unverkäuflich schlechtes Album abgeliefert zu haben.
Was heißt eigentlich „Godfather of Grunge“?
Godfather heißt Pate, und Grunge heißt Dreck. Grunge ist ein Musikstil, der Ende der 80er Jahre in Seattle aufkam und die Gitarren des Hard Rock mit der Ästhetik des Punk mischte. Rau und dreckig. Einige Grunge-Bands waren von Neil Youngs übersteuertem Gitarren-Sound beeinflusst. Auch Kurt Cobain war ein Fan des alten Herrn Young. Als sich der Nirvana-Frontmann am 5. April 1994 selbst tötete, hinterließ er im Abschiedsbrief ein Zitat von Neil Young: „It’s better to burn out than to fade away.“ Lieber bis zum Ende brennen, als langsam zu verblassen. Neil Young spielte ein Jahr später gemeinsam mit der Band Pearl Jam das Album „Mirrorball“ ein: ein großartiges Dokument seiner Grunge-Patenschaft.

Ist Neil Young Geschichte?
Nein, er rockt weiter. Das Album „Le Noise“ bescherte im vergangenen Jahr einen neuartigen Gitarrensound und herausragende Songs. Soeben ist „A Treasure“ erschienen mit Country-Rock-Aufnahmen aus dem Jahren 1984/85. Derzeit sorgt Neil Young in den USA mit seiner alten Band Buffalo Springfield für Furore. Und im nächsten Jahr soll der zweite Teil seiner Archiv-Serie erscheinen.

Noch was?
Ja, ein Zitat aus dem Rolling Stone, der Neil Young zum 65. Geburtstag gratulierte: „Es spricht viel dafür, dass er der erste Rockmusiker sein wird, der niemals stirbt.“

www.derwesten.de (Die Geschichte des Rock)


Natürlich wird Neil Young irgendwann sterben und das wird mich vermutlich sehr traurig machen. Was soll ich musikalisch ohne IHN machen?  (Uli Fleger)

Samstag, 23. Juli 2011

Klub 27

 

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie; http://de.wikipedia.org/wiki/Klub_27
    
Als Klub 27 oder Club 27, alternativ Forever 27 Club (deutsch etwa: Für-immer-27-Klub) oder kurz 27 Club, wird eine Gruppe von Musikern bezeichnet, die im Alter von 27 Jahren starben. Dazu werden entweder eine bestimmte Auswahl bekannter Rock- und Bluesmusiker gezählt – namentlich Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain –, oder aber alle namhaften Musiker, die in diesem Alter zu Tode kamen.
Die Idee eines Klub 27 erlangte mit dem Tode Kurt Cobains im Jahr 1994 größere Bekanntheit. Seitdem wird sie sowohl in Musik-Magazinen und Fachzeitschriften als auch in der Tagespresse immer wieder zitiert. Dem Klub 27 wurden bereits mehrere Ausstellungen gewidmet, es werden Merchandising-Produkte vertrieben, Romane, Filme und Bühnenstücke greifen das Thema auf. Verschiedene Theorien und Spekulationen ranken sich um die Ursachen der frühen Tode und mögliche Zusammenhänge. Ein statistischer Beleg für die Behauptung, dass überdurchschnittlich viele Erfolgsmusiker mit 27 Jahren sterben, ist nicht bekannt.

Heute verstarb die 27-jährige brit. Soulsängerin Amy Winehouse. Ihr intensives Alkohol- aber auch Drogenproblem war bekannt. Die Untersuchungen dauern noch an.

Gerade jetzt am 21.08.21 fällt mir auf, dass der Gitarrist und Sänger von Canned Heat, Alan Wilson am 3.9.1970 Selbstmord machte. Er litt an Depressionen und wurde nur 27 Jahre alt. 

Terror in Oslo

Ich bin sprachlos und entsetzt über das Leid, dass ein vermutlich einzelner Täter in der Innenstadt von Oslo und einer vorgelagerten Insel verursacht hat. Er zündete eine Bombe und begab sich dann seelenruhig als Polizist verkleidet auf die Insel, wo ein Jugendcamp der Sozialdemokraten tagte. Er rief als Polizist die jungen Menschen zusammen, um dann das Feuer auf sie zu eröffnen. Über 80 junge Menschen sterben. Die vermutlich entdgültige Zahl steht noch aus. Der Täter wurde gefasst.

Dem Terror eines Einzeltäters kann eine "offene" Gesellschaft nirgends entfliehen. Auch bei uns ist so etwas denkbar. Wie tief muss ein Täter hassen, dass er verblendet zu solchen Taten fähig ist?

Donnerstag, 21. Juli 2011

T Bone Burnett

Vielleicht seit 20 Jahren spuckt der Name T-Bone Burnett immer wieder durch meinen Kopf. Anfänglich habe ich ihn immer mit T-Bone Walker verwechselt. Geht das überhaupt? T-Bone Walker war ein farbiger Bluessänger und Gitarrist. Aber vielleicht lag es einfach an diesem verrückten SynonymT-Bone. Wie kann man T-Bone mit Vornamen heißen? Da denke ich doch erst mal an Steaks. Auf jeden Fall ist mir T-Bone Burnett durch Filmmusiken aufgefallen. Ausschlaggebend war ein Film von Wim Wenders "Don´t come knocking". Der Film war kommerziell ein Flop - meiner Frau und mir gefällt er sehr gut und der Soundtrack hat auch seine Spuren hinterlassen. Die Schwierigkeit war nur, dass vermutlich wegen der Unwirtschaftlichkeit kein Original Motion Soundtrack rauskam. Wie sollte ich an die Songs kommen? Bei einem Song singt Bono von U2 mit. Nach vielem Suchen und informieren, musste ich wohl anfangen, mir ein paar CD´s von T-Bone Burnett zu besorgen (s. die 3 Coverfotos). Er wurde als Joseph Henry "T-Bone" Burnett am 14. Januar 1948 in St. Louis geboren. T-Bone ist sehr vielseitig. Einerseits Sänger und Gitarrist und anderseits Produzent, aber auch Komponist von Filmmusiken. 8 x gewann er den Grammy und 1 x den Oscar für die Musik in dem Countrydrama "Crazy Heart" (2009). Seine Stimme ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Seine Songs haben eine Einschlag von Rock, Blues und Country.

Die von mir gesuchten Songs aus dem Wim Wenders Film fand ich auf der Do-CD "Twenty, twenty" aus dem Jahre 2006, aber in einem anderen musikalischen Gewand. Den Song mit Bono habe ich noch nicht gefunden. Dank Ebay kam ich an Produktionen von T-Bone Burnett aus den Staaten heran. In deutschen Plattengeschäften suchte ich ihn bisher vergebens.
Die Diskographie seiner Filmmusiken lässte einen staunen: "The Big Lebowski" (1998), "O Brother, where art you?" (2000), "Unterwegs nach Cold Mountain" (2003), "The Ladykillers" (2004), "Don´t come knocking" (2005), "Walk the line" (2005) und "Crazy Heart" (2009). Bei einem weiteren Lieblingsfilm von mir war er für die Tonspur verantwortlich: "Der Pferdeflüsterer" (1998).
Herausragende Arbeiten als Produzent leistete er mit Gregg Allman und dem Album "Low Country Blues" (2011) und mit Robert Plant und Alison Krauss mit dem Album "Raising Sand" (2007). Die Künstlergilde mit denen er arbeitete ist auch erstaunlich bekannt und breit gefächert: Los Lobos, B.B. King, Bruce Cockburn, Elvis Costello, Leo Kottke, Sam Phillips, Kris Kristofferson, Roy Orbison, Counting Crows, Cassandra Wilson, John Mellencamp, Willie Nelson, Steve Earle, Nitty Gritty Dirt Band und Tonio K.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Calvin Russell

Seit einigen Jahren kam mir immer Artikel in einschlägigen Musikzeitschriften über Calvin Russell und seine Musik unter die Augen. Ich möchte fast sagen, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, denn am 3.4.2011 verstarb Calvin in Garfield/Texas an Leberkrebs. So werde ich ihn nicht mehr live erleben können und "neue" Produktionen kommen auch nicht mehr von ihm auf den Markt. Er wurde am 1.11.1948 in Austin/Texas geboren.
Calvin war ein Singer-Songwriter, ein typischer Vertreter des so genannten Rootsrock, der seine Wurzeln im Country, Blues und Folk hat. Seine Lebenserfahrungen in der untersten Gesellschaftsschicht machten ihn zu einem Sprachrohr der Underdogs und Entwurzelten. Seine Texte sind gesellschaftskritisch und aufrüttelnd. Fast möchte ich traurig sagen, dass ich letztens eher durch Zufall eine CD (s. Covertitel) von ihm beim Verlag zweitausendeins erstanden habe. Ich bin sehr angetan von seiner Stimme und seiner Musik. Eine dunkle und tiefe Stimme - manchmal schneidend, aber nicht so tief wie die von Tom Waits. Anspieltips: Shadow of doubt (1), No expectations (4), Still lookin´for you (8) und Freight train blues (6). Ich muss mir noch mehr CD´s von ihm besorgen....

20. Juli 1944

Was war am obigen Datum geschehen? Den meisten Zeitgenossen dürfte das Datum bekannt sein. Oder doch nicht?
Am 20. Juli missglückte ein Attentat gegen Adolf Hitler, der Deutschland in einen barbarischen Krieg getrieben hatte und gleichzeitig durch die Rassengesetze die Bürger Jüdischen Glaubens, sowie andere
so genannte "entartete Menschen" grausam vernichten ließ. Warum dieses, wie auch andere Attentate gegen Hitler scheiterten - bleibt ungelöst und unbeantwortet.
In diesem Zusammenhang des Attentates wurden später 200 Personen hingerichtet, darunter so bekannte Persönlichkeiten wie z.B.: Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Helmuth James Graf von Moltke, Dr. Dietrich Bonhoeffer, Klaus Martin Bonhoeffer, Prof. Alfred Delp, Oberst Rudolph-Christoph Freiher von Gersdorff, Dr. Julius Leber und Generalfeldmarschall Erwin Rommel.

Auch wenn das Attentat nicht gelang und die beteiligten Personen später ihr Leben ließen, so ist dies ein Zeugnis für aufrichtige Demokraten und Menschen christlichen Gewissens, die dem Regime ein Ende machen wollten. Diesen Menschen gebührt eine hohe Achtung und Ehrung. Dr. Dietrich Bonhoeffer drückte es einmal so in seinen christlich ethischen Gedanken aus: Egal was ich tue oder auch nicht tue - ich werde im Umgang mit diesem Regime schuldig vor GOTT. Hitler töten wollen ist auf jeden Fall Mord. Aber beim Gelingen könnten viele Unschuldige gerettet werden.

Hätte ich so einen Mut unter ähnlichen Umständen?     

Nach manchem gelesenen Artikel im Internet über dieses Attentat, erschreckt mich einfach, dass es fast Jahrzehnte gedauert hat, bis eine Mehrheit der dt. Bevölkerung dieses Attentat positiv sieht.

Dienstag, 19. Juli 2011

Ich bin dann mal wech...auf´m Rothaarsteig

Seit ein paar Jahren habe ich davon geträumt, einmal auf dem Rothaarsteig unterwegs zu sein. Geträumt ist vielleicht falsch formuliert, aber immer wieder stolperte ich fast über gute und interessante Zeitungsberichte oder anderweitige Lektüre. Ich bin kein großer Wanderer. Aber mit zunehmenden Alter sollte ich vielleicht diese Betätigung entdecken und trainieren.
Der Rothaarsteig - was oder wer ist das eigentlich? Es ist ein Wanderpfad über den Rücken des Rothaargebirges, das teilweise in NRW und in Hessen liegt. Ein Stück Mittelgebirge in Deutschland und an den höchsten Stellen knapp über 800 m ü.N.N.

Der Rothaarsteig wurde 2001 eröffnet und mißt 154,8 km. Der Einstieg beginnt in Brilon und er endet im hessischen Dillenburg. Aber man kann auch anders herum wandern.
Wie schon erwähnt bin ich nicht besonders trainiert, so war die erste Passage nur knapp über 11 km lang. Mit der Männergruppe der Gemeinde sind wir am vergangenen Samstag von der Skihütte Brilon (unser Quartier - einfach, aber gut und gemütlich) aus aufgebrochen. Das Wetter war angenehm, trocken und nicht zu warm. Das erste positive, das mir auffiel, war die gute Beschilderung des Wanderweges. Zwischendurch immer wieder gute Ausblicke in die Täler. Ab und an eine Schutzhütte. Der Wirbelsturm Kyrill hatte vor ein paar Jahren ganze Arbeit geleistet. Vermutlich ist es für manche Waldbauern sehr teuer geworden, aber der Wanderer findet viel mehr Stellen zum Ausblicken und Durchblicken. Überall grünt und blüht es. Einfach toll. Lehren aus dem Sturm wurden auch schon gezogen. Es wurde aufgeforstet - aber nur Setzlinge von Laubbäumen (z.B.: Kastanien und Ahorn).

Zwischendurch kamen wir an einem wunderschönen Ausflugslokal vorbei, das aber vermutlich nur am Wochenende geöffnet hat. Ein alkoholfreies Weizenbier erfrischte uns wunderbar.
Ich bin schon viel rumgekommen  und habe wundervolle Plätze und Gegenden in der Welt gesehen, aber ich durfte auch neu über das schöne Sauerland staunen. Meine Heimat....
Die Kyrillköpfe....mit einer Kettensäge aus den Baumstümpfen von einem Künstler hergestellt.....
 Fazit: Ich sollte trainieren und einmal die ganze Strecke laufen, zumal der Wanderweg hevorragend erschlossen ist und viele Gasthöfe zum Übernachten einladen. Es gibt auch einen Gepäckservice der Hotels. Somit braucht man nur das nötigste auf dem Rücken zu tragen.

Montag, 18. Juli 2011

Gregg Allman + Tedeschi Trucks Band & Krissy Matthews


Am Sonntag, den 10. Juli waren Natascha und ich auf der Rückfahrt von der Loreley. Wir waren dort auf einem Prog Rock Festival für zwei Tage. Eigentlich sollte man dann Musikmüde sein, zumal ein Konzert der Band Dream Theater viel zu laut gewesen war (trotz Ohrenstopfen). Aber meine Frau hatte kurzentschlossen noch Karten für das Gregg Allman Konzert in Bonn auf der Museumsmeile erstanden. Ich habe die Musik Ende der 70er Jahre von den Allman Brothers entdeckt. Ausschlaggebend kann ein Konzert von Dickey Betts & the Great Southern gewesen sein, dass der Rockpalast im TV und Radio aus Essen übertragen hatte. Dann gab es eine Zeit in den 90er Jahren, wo ich die Musik der Band nicht mehr hörte. Seit ein paar Jahren laufen die Songs wieder in meinem Player und meine Frau fand auch gefallen an der Musik. Dann brachte Gregg Allman nach seiner schweren OP eine Bluesaufnahme mit alten Klassikern heraus, die uns beide in den Bann zog. Also ab nach Bonn. Wir haben es nicht bereut. Gregg wirkte zwar etwas angeschlagen und verschnupft (er brach die Tournee krankheitsbedingt Tage später ab), aber es war ein denkwürdiger Abend. Es begann eine 3 Mann Combo um den jungen (19 Jahre alt) Gitarristen Krissy Matthews. Ich machte die Augen zu und meinte bei vielen Passagen Rory Gallagher zu hören. Kein Wunder, er war sein großes Vorbild, wie ich später in einem Artikel der BLUESNEWS las. Danach kamen Tedeschi Trucks Band - insgesamt 11 Musiker auf die Bühne. Susan und Derek sind seit 12 Jahren verheiratet, haben aber bisher getrennt mit ihren eigenen Bands gearbeitet. Ein neues Projekt, die Tedeschi Trucks Band und wir waren begeistert. Ein weiterer späterer Höhepunkt war, als im Konzert von Gregg und seiner Band nacheinander Derek und Susan zur Session für 3 Songs auf die Bühne kamen. Gregg war hocherfreut. Derek ist ja auch Gitarrist bei den Allman Brothers.  Ein tolles Feeling bei den Zuschauern vor der Bühne. Selbst die Lautstärke war gemäßigt und gut auszuhalten. Einziger Wehmutstrophen - ich konnte nicht so lange Bandscheibenbedingt stehen und das mitgebrachte Dreibein musste ich am Eingang abgeben.

Gregg Allman Band auf dem Museumsplatz

Nachfolgend ein Artikel des Bonn General Anzeigers:
Von Gert auf der Heide
Bonn. Wenn Menschen vom Tod vorgemerkt wurden, suchen sie Trost, Zuversicht und Kraft. Wenn Musiker auf dieser Liste stehen, wenden sie sich nicht selten dem Blues zu. Beim Schmuse-Rocker Chris Rea war das so und auch bei Gregg Allman. Als der 63-Jährige im vergangenen Jahr auf eine Lebertransplantation wartete, begann er mit den Aufnahmen für seine jüngste CD "Low Country Blues". Den Songs der alten Meister verpasste er darauf einen ganz persönlichen Dreh.
Der Blues hat seinen Job offenbar gut erledigt. Allman hat wieder Kraft. Als er am Sonntag auf dem Museumsplatz "Don't keep me wonderin" intoniert, klingt das sehr gesund. Immer noch gepresst und knödelig, wie es sein Markenzeichen ist, aber voller Tatendrang. Den Blues braucht der Amerikaner nicht mehr ganz so dringend. Von "Low Country Blues" spielt er an diesem Abend lediglich drei Songs.
 Ein fantastsches Konzert für meine Frau und mich.
Allman tut das, was er die meiste Zeit seines Lebens gemacht hat. Er widmet sich weitgehend dem Werk der Allman Brothers. Mit seinem Bruder Duane gründete er 1969 jene Band, die damals den bis heute gültigen Standard setzte, was die Verschmelzung von Blues, Jazz und Soul angeht. Duane starb 1971 an den Folgen eines Motorradunfalls, aber Gregg hielt den Laden zusammen.
Wenn die Gregg Allman Band Songs der Allman Brothers interpretiert, klingt das anders. Kompakter, weniger verspielt, mehr auf den Punkt gebracht. Klassiker wie "Whipping Post" oder "Melissa" kennt man in 15-Minuten-Versionen, in diesem Rahmen müssen fünf Minuten reichen. Das Saxofon von Jay Collins gibt vor allem "Whipping Post" eine andere Farbe. Was sonst perlt, ist jetzt viel erdiger. Gerade beginnt man sich zu fragen, was ein kompletter Bläsersatz mit diesem Lied anstellen könnte, da ist es auch schon vorbei.
Zu "Can't be satisfied" kommt Derek Trucks, Allmans Mitstreiter bei den "Brothers", auf die Bühne. Sofort steigt der Lautstärke-Pegel im Publikum um einige Dezibel. Nicht wenige der nur 2 000 Zuschauer auf dem luftig gefüllten Platz sind wegen ihm gekommen. Selbst gestandene Profis wie der deutsche Blueser Henrik Freischlader und der holländische Rocker Julian Sas haben sich unter die Leute gemischt, um dem Slide-Meister auf die Finger zu schauen.
Im Vorprogramm hatte Trucks sein neues Projekt vorgestellt. Seit wenigen Monaten steht er gemeinsam mit seiner Frau Susan Tedeschi auf der Bühne und beglückt die Menschen mit einer Band in Fußballmannschaftsstärke. Trucks platzt vor Musikalität und er ist ein Eklektiker. Eben noch hat er einen Song mit indischen Klängen eingeleitet, im nächsten Moment zitiert er den Soul-Funk von Sly & the Family Stone.
Tedeschis kernige Gitarre holt ihn aber stets auf den Boden zurück, ihr gereifter Gesang gibt beinahe jedem Song eine bluesige Note. Vielleicht ist die zierliche Frau sogar der Star des Abends, vor allem deshalb, weil sie kaum jemand auf der Rechnung hatte. "Revelator", der Erstling der Tedeschi Trucks Band, ist am Merchandisingstand anschließend sehr gefragt.
Mit Trucks klingt die Gregg Allman Band mehr nach Allman Brothers. Die zweite Gitarre neben der von Scott Sharrard tut dem "Brothers"-Song "Dreams" gut. Alles ist jetzt ausufernder, sprengt die Grenzen. Die musikalischen Doppelpässe werden mit der Selbstverständlichkeit des FC Barcelona gespielt. Als sich zu "Feel so bad" auch noch Susan Tedeschi hinzugesellt, erhebt sich die Band übers Champions-League-Niveau hinaus.
20 Jahre lang mussten die zahlreichen Allman-T-Shirt-Träger auf solche Momente warten. Im Juli 1991 spielte Gregg Allman zuletzt in Deutschland, damals im Kölner E-Werk mit den "Brothers". Beim nächsten Mal darf es ruhig schneller gehen. Der Tod soll gefälligst warten.
Artikel vom 12.07.2011  Bonn General Anzeiger, Fotos: Bonn General Anzeiger

Mittwoch, 6. Juli 2011

Wilfried Reuter - Ein Leben für die Evangelisation


Pfarrer Wilfried Reuter ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Foto: PR
Reichelsheim (idea) – Sein Lebensthema war die Evangelisation: Der frühere Vorsitzende der Deutschen Evangelistenkonferenz, Pfarrer Wilfried Reuter (Reichelsheim/Odenwald), ist am 2. Juli nach langer schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben.
Er stand 15 Jahre (bis 2007) an der Spitze des Zusammenschlusses von rund 100 evangelistisch tätigen Männern und Frauen aus Landes- und Freikirchen. Im Hauptamt leitete Reuter zuletzt von 1994 bis Ende 2003 das größte pietistische Zentrum Norddeutschlands, das Geistliche Rüstzentrum Krelingen (Walsrode). Der gebürtige Kasseler studierte in den USA Theologie, Anglistik und Gesang. Nach seiner Ordination 1967 in der US-Episkopalkirche arbeitete er zehn Jahre als Evangelist bei der Deutschen Zeltmission (Siegen). Verkündigungsreisen führten ihn durch Europa sowie nach Asien, Nord- und Südamerika. Weitere berufliche Stationen waren die Leitung der Bibelschule Bergstraße (1977 bis 1983) und die Arbeit als Pfarrer für Evangelisation im Amt für Missionarische Dienste der hessen-nassauischen Kirche (1983 bis 1993). Bekannt wurde er auch als Übersetzer des US-Baptistenpastors Billy Graham bei dessen Evangelisationen in Deutschland. Im Jahr 1994 erhielt Reuter die Ehrendoktorwürde des Theologischen Seminars Gordon-Conwell (bei Boston/US-Bundesstaat Massachusetts). Er war auch Vorsitzender des christlich-humanitären Hilfswerks World Vision Deutschland sowie Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz und des idea-Trägervereins. In einem idea-Interview 2007 sagte er: „Ohne Evangelisation, ohne die Einladung zum Glauben an Jesus Christus, ist Gemeinde eine Lachnummer.“

http://www.ead.de/nachrichten/nachrichten/einzelansicht/article/wilfried-reuter-ein-leben-fuer-die-evangelisation.html

In einzelnen kleinen Einheiten der Gemeindebibelschule in Krelingen konnte ich Pfr. Winfried Reuter entdecken und schätzenlernen. Im Gedächtnis ist mir noch eine Einheit geblieben, wo es um die politische Bewegung des Political Correctness ging. Bei den Gemeindetagen unter dem Wort in Lüdenscheid war er als Redner auch gerne gesehen und gehört.

Dienstag, 5. Juli 2011

Edersee Meeting 2011

Zum ersten Mal waren meine Frau und ich auf einem Motorradfestival. Das HARLEY DAVIDSON Treffen am Edersee war unser Ziel. Seit 1995 hat die CMA Germany einen Stand auf der Händlermeile, um mit Bikern ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich wird immer wieder ein Trauerzelt aufgestellt, in dem einzelne Biker Zeit haben, um ihrer Trauer (wegen eines Verlustes durch einen Motorradunfall ect.) Ausdruck zu geben. Die Mitarbeiter der CMA stehen auch zum Gespräch zur Verfügung.
Das Wetter war wechselhaft. Donnerstag und Freitag sonnig - Samstag kühl mit  stellenweise leichtem Niesel und am Sonntag kam der Regen zum Zeitpunkt unserer Abfahrt. Wir waren am Freitag angereist. Ein Freund hatte uns ein Zelt geliehen und dieses auch für uns aufgebaut. Übernachtung im Zelt. Das hatte ich schon lange nicht mehr (1983). Aber wir waren gut ausgerüstet. Der Schlaf des Nachts war auch okay. Natürlich wurden wir des Nachts auch durch übermütige alkoholisierte Biker geweckt, die ihre Maschinen anschmissen und Standgas gaben. Aber die Ohrenstopfen halfen schon.

Wir hatten auch viel Zeit für Gespräche, Witze, Abendmahlsfeier und jeglich anderem Klönschnack. Alle 2 Stunden standen immer andere Mitarbeiter von uns am Infostand auf der Händlermeile. Der Dienst ging für die Letzten des Tages bis 2.00 h Nachts.
Neben tollen Maschinen gab es auch interessante Konzerte. Natürlich fehlte da etwas die Zeit dafür. "Jailbreaker" eine ZZ TOP Coverband und "Demon´s Eyes" eine Deep Purple Coverband heizten mächtig ein. Ein Boxschwergewichtskampf wurde auch noch übertragen.
Am Sonntag gab es nur ein Stehfrühstück und dann war Abbau angesagt. Aber alles klappte gut und es war beim Packen trocken. Nachts hatte es etwas gestürmt und geschüttet.
Um 11.00 h war dann der Bikergottesdienst im Festzelt. Detlef predigte knackig und die Bluesmusik steuerte die Jordan Wells Band aus Siegen bei.
Schade, dass der Gottesdienst nur auf wenig Resonanz stieß.

Aber versprochen, so GOTT will, kommen wir nächstes Jahr wieder zum Edersee.

Sonntag, 3. Juli 2011

40. Todestag von Jim Morrison

Am 3.7.1971 - vor genau 40 Jahren - starb Jim Morrison, Sänger der Band "The Doors". Sänger, Lyriker, Rebell, Provokateur - Jim füllte vieles aus. Fairerweise muss ich aber einräumen, dass ich selbst überhaupt kein großer "Doors Fan" war oder bin. Ja, ich nenne 4 Langspielplatten von der Band mein Eigen und den Doorsfilm habe ich auch im Kino gesehen, aber leider bleiben bei mir nur "Riders on the storm" und "Light my fire" hängen. Manches war mir zu düster. Und trotzdem, er hat eine ganze Generation von jungen Menschen zum Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre fasziniert und seine Musik lebt heute noch und hat viele andere Künstler beeinflußt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Morrison

http://www.derwesten.de/kultur/wochenende/Als-fuer-Jim-Morrison-die-Musik-vorueber-war-id4827862.html

Samstag, 25. Juni 2011

Anita und Rita

Mord an Christen
(ideaSpektrum) - Vor genau zwei Jahren erschütterte das Schicksal von zwei jungen Frauen viele Christen in Europa: Die beiden Bibelschülerinnen Anita Grünwald (24) und Rita Stumpp (26) aus Wolfsburg wurden am 12. Juni im Jemen entführt und am 15. Juni tot aufgefunden.

(idea-Mitarbeiter Klaus Rösler erinnert an die beiden christlichen Märtyrerinnen und an die Folgen ihres gewaltsamen Todes.)

Zum Hintergrund: Die beiden Christinnen wollten in dem vorderasiatischen Land den Ärmsten der Armen helfen und absolvierten deshalb ein Praktikum als Pflegehelferinnen in einem staatlichen Krankenhaus in Saada im Norden des Landes. Anita und Rita sind Cousinen. Als überzeugte Christinnen wollen sie ihr Leben dazu einsetzen, dass es auf der Welt etwas gerechter zugeht. Noch während ihrer Ausbildung – Anita wird Kinderkrankenschwester, Rita Sozialversicherungsfachangestellte – fliegen beide mehrmals auf eigene Kosten nach Afrika. In Malawi – einem der ärmsten Länder der Erde – kümmern sie sich um Waisenkinder. Anita gefällt die Arbeit dort so gut, dass sie nach ihrer Ausbildung gleich wieder hinfliegt, zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr. Warum handeln die beiden so selbstlos? Weil Jesus ihr Vorbild ist. Sie haben den christlichen Glauben zwar von Kindheit an in ihren Familien kennengelernt. Doch sie merken auch, dass es gut wäre, noch mehr über Gott und die Bibel zu wissen. Deshalb schreiben sie sich zu einer dreijährigen Ausbildung in der evangelikalen Bibelschule Brake im lippischen Lemgo (bei Bielefeld) ein. Dort lernen sie eine Hebamme kennen, die über ihre Arbeit in Saada im Jemen berichtet. Anita und Rita fühlen sich sofort angesprochen. Für sie steht fest: Das nächste Praktikum – kurz vor Abschluss ihrer Ausbildung – machen sie genau dort.
Jemen: Auf Abfall vom Islam steht die Todesstrafe
Dass es dort vielleicht gefährlich werden könnte, wissen sie. Aber sie haben keine Angst. Sie gehen nicht auf Abenteuerurlaub, sondern zu einem Hilfseinsatz. Sie informieren sich ausführlich über das Land. Sie erfahren, dass das Krankenhaus von der Bevölkerung sehr geschätzt wird und dass dort seit 30 Jahren nie etwas passiert ist. Im Jemen – das Land ist eineinhalb Mal so groß wie Deutschland und hat 22 Millionen Einwohner – ist der Islam Staatsreligion. Sie wissen: Die Werbung für andere Religionen ist in dem Land verboten. Der Abfall vom Islam wird sogar mit dem Tod bestraft. Den beiden Frauen ist auch bekannt, dass es knapp ein Jahr zuvor – am 17. September 2008 – einen Terroranschlag auf die Botschaft der USA gab. Und dass am 12. Dezember 2008 drei deutsche Staatsangehörige verschleppt wurden. Sie kamen aber kurze Zeit später wieder frei. Dennoch hatte das Auswärtige Amt in Berlin eine Reise- und Sicherheitswarnung erlassen, in der bei Reisen in den Jemen „wegen bestehender Terrorgefahr und Risiko von Entführungen zu besonderer Vorsicht“ geraten wird.
Der Vater will die Tochter von der Jemen-Reise abhalten
Einen Tag vor ihrem Abflug hat Vater Viktor Grünwald ein langes Gespräch mit seiner Tochter Anita. Sie scherzen miteinander. Dennoch hat er ein ungutes Gefühl: „Ich musste weinen. Ich weine sonst nie. Ich habe mir um Anita Sorgen gemacht.“ Er bittet seine Frau, Anita von der Reise abzuhalten. Er selber kann nur schlecht etwas sagen. Denn seine Tochter weiß, dass er kein Christ ist. Wenn er sich nun gegen einen christlichen Einsatz aussprechen würde, könnte das missverstanden werden. Er begleitet seine Familie zwar zum Gottesdienst, doch es ist ihm bewusst, dass er „nur halb dazugehört“. Denn er hat sich nie für ein Leben mit Jesus Christus entschieden. Und er weiß von einem Gespräch, das Anita mit ihrer Mutter geführt hat. Da ist der bedeutungsschwere Satz gefallen: „Wenn Papa dadurch zum Glauben käme, wäre ich bereit, dafür zu sterben.“ Hat er eine Vorahnung, oder ist es nur die Angst, die viele Väter beschleicht, wenn die Tochter auf Reisen geht? Viktor Grünwald weiß es nicht. Am 3. Juni fliegen Anita und Rita in den Jemen. Einen Tag später erhalten die Eltern eine SMS: „Wir leben nicht nur, sondern wir wurden hier richtig willkommen geheißen. So einen reibungslosen Ablauf hat bisher noch keiner von uns erlebt. Wir haben das Visum bekommen und der Abholer hat uns direkt am Ausgang empfangen. Wir können nur Danke sagen, weil es wirklich kein einziges Problem gab. Wir lieben Euch! Rita & Anita“. Es ist ihr letztes Lebenszeichen.
Sind die Entführer Terroristen?
Am 12. Juni haben die beiden frei. Mit Kollegen ist ein Ausflug in die Berge geplant. Mit dabei sind der Maschinenbauingenieur Johannes Hentschel, seine Frau Sabine und ihre Kinder Simon (1), Anna (3) und Lydia (5), ein britischer Ingenieur und eine Lehrerin aus Südkorea. Die Hentschels sind seit 2003 für das christliche, niederländische Hilfswerk „Worldwide Services" in dem Krankenhaus tätig. Was bei dem Ausflug passiert, darüber kann man nur spekulieren. Fest steht: Die Christen werden entführt. In der Region kämpfen Regierungstruppen gegen schiitische (also auch islamische) Rebellen. Medien wollen erfahren haben, dass die Entführung zwischen schiitischen Rebellen und dem islamischen Terrornetzwerk al-Qaida abgestimmt sein soll. Drei Tage nach der Entführung werden die Leichen der beiden Deutschen und der Koreanerin gefunden. Alle drei weisen Schüsse in den Hinterkopf auf. Von den übrigen Entführten gibt es keine Spur. Elf Monate später kommen überraschend die Kinder Anna und Lydia frei. Von ihren aus einem Dorf nahe Bautzen (Sachsen) stammenden Eltern, ihrem kleinen Bruder und dem Briten fehlt indes bis heute jedes Lebenszeichen.
2.000 Trauergäste - Die Sehnsucht ist groß
Die Leichen von Anita und Rita werden nach Deutschland überführt. An ihrer Trauerfeier in der Wolfsburger Immanuelgemeinde am 23. Juni nehmen rund 2.000 Trauergäste teil. Das Bundeskriminalamt rät den Eltern, sich die Toten nicht noch einmal anzusehen. Christliche Jugendgruppen aus ganz Deutschland beten für die Familien. Hunderte von Karten erreichen die Trauernden, in denen wildfremde Menschen ihre Anteilnahme bekunden. Manchmal sind diese Karten ein Trost, manchmal auch nicht. „Die Sehnsucht, Anita zu hören, sie zu umarmen, ist sehr groß. Diese Sehnsucht ist durch nichts zu stillen. Es bleibt uns nur, den Schmerz zu ertragen", sagt Mutter Rita Grünwald.
Anklage in den Medien: Sind die Deutschen selbst schuld?
Was die Familien - und nicht nur sie - aber besonders schmerzt, sind die Medien. Da werden nicht die Täter angeklagt, sondern es wird offen die Frage diskutiert: Haben die Bibelschülerinnen nicht selbst Schuld an ihrem Tod, weil sie in den Jemen gingen? Warum ging die entführte Familie Hentschel nicht in ein Krankenhaus in einem weniger gefährlichen Land? Da fragt die „Welt am Sonntag": „Waren die gläubigen Christinnen wirklich nur im Sozialdienst tätig - oder auch als Missionare?" „Bild" behauptet gar, die Geiseln seien ermordet worden, „weil der Familienvater im Jemen die Bibel verbreitete" (was nicht stimmte). Die „Berliner Zeitung" kommentierte kritisch: „Auch zu viel Christenliebe macht blind." Kein Wort wird darüber verloren, dass Nächstenliebe seit 2.000 Jahren das Kennzeichen der Christen ist. Oder wäre es besser gewesen, die Jemeniten einfach sich selbst zu überlassen? Anita und Rita wollten den Auftrag ihres Herrn erfüllen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan" (Matthäus 25,40). Erst im April dieses Jahres erscheint auf Bibel TV eine Dokumentation, in der nachgewiesen wird, dass die beiden Wolfsburgerinnen eben nicht grob fahrlässig an einer „selbstmörderischen Missionsoffensive" beteiligt und deshalb von muslimischen Extremisten hingerichtet worden waren. Sie wollten helfen.
Nach dem Tod der Tochter wird Anitas Vater Christ
Anitas Wunsch an ihren Vater, ein Jesus-Nachfolger zu werden, geht in Erfüllung. Viktor Grünwald wird Christ. Doch Fragen und Zweifel bleiben. Er sagt: „Ich komme von der Warum-Frage nicht los. Und manchmal schimpfe ich auch. Aber der Tod kann nicht das Ende sein. Dann wäre der Schmerz nicht zu ertragen und alles wäre sinnlos. Ich habe die Hoffnung, meine Tochter wiederzusehen." Die Familien Stumpp und Grünwald nehmen im September 2009 auch an der Absolvierungsfeier der Bibelschule Brake teil, wo in der ersten Reihe zwei Stühle frei bleiben. Anita und Rita hätten da ihre Urkunden bekommen sollen.
Ein Traum wird wahr: Ein Kinderheim in Malawi entsteht
Anitas Traum war es, ein Waisenheim zu gründen. Ihre Immanuelgemeinde - eine der größten in Wolfsburg - sorgt dafür. Die bis zu 800 Gottesdienstbesucher zählende Gemeinde besteht vor allem aus russlanddeutschen Baptisten. Unter ihren über 600 Mitgliedern finden sich zahlreiche Helfer, die nach Malawi reisen, um in der Ortschaft Mdeka ein Kinderdorf auf die Beine zu stellen, gemeinsam mit dem überkonfessionellen evangelikalen Missionswerk „To all Nations". Das Projekt heißt „Aus Liebe zu Jesus". Das Dorf wird im November 2010 eingeweiht. Nach Ende des Ausbaus sollen dort über 100 Kinder ein neues Zuhause finden. Finanziert wird es durch Kinderpatenschaften. Für 35 Euro im Monat kann ein Kind dort umfassend betreut werden.
Ein Brief an die tote Schwester
Auch die Familien von Anita und Rita unterstützten das Projekt. Auf der von ihnen betreuten Internet-Erinnerungs-Seite „anitaundrita.de" rufen sie dazu auf, für Malawi zu spenden. Zugleich berichten sie offen und ehrlich, wie es ihnen geht. Der letzte Eintrag stammt von Ende April. Ritas Schwester Kristin hat einen Brief an ihre tote Schwester geschrieben. Darin heißt es: „Gerade jetzt brauche ich dich so sehr. Ich vermisse dich. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke. Ich brauche deine Ratschläge, deine liebevolle Art. Du hast mich so genommen wie ich bin. Du fehlst mir so sehr."
Die Heimatgemeinde erlebt eine geistliche Erneuerung
Auch in der Gemeinde sind Anita und Rita unvergessen. Ein „schwarzes Brett" im Gemeindezentrum berichtet über die Aktivitäten der Gemeinde im Ausland. Dort hängen Bilder der beiden Toten. Es geht um Mission und Entwicklungshilfe, auch um das ihnen gewidmete Kinderdorf in Malawi. Ebenso gibt es auf der Homepage der Gemeinde eine Rubrik „Anita und Rita". Dort heißt es: „Der Tod dieser beiden jungen Frauen hat die Gemeinde sehr erschüttert. Anita und Rita hatten in ihrem Leben eine ganz klare Vision: den Ärmsten der Armen - den Kindern - praktisch zu helfen." Gemeindeleiter Johann Dockter räumt ein, dass die Gemeinde nach dem tragischen Tod der beiden zunächst gelähmt gewesen sei. Doch inzwischen sei der Tod der beiden für viele - die sich etwa für Malawi engagiert haben - zu einer Initialzündung für eine geistliche Erneuerung geworden. Das Christen so konsequent ihren Glauben leben, kommt an. Die Gemeinde hat den besten Gottesdienstbesuch in der Stadt. Und sie wächst.

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Artikel aus IDEA Spekturm Nr. 24 vom 16. Juni 2011 www.idea.de
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