Unter dem Arm die Gitarre, auf zum Gott der Stadt
VON ANDREAS MONTAG, 15.01.12, 18:49h, aktualisiert 15.01.12, 18:54h
HALLE (SAALE)/MZ. "Vom Abend glänzt der rote Bauch des Baal", einen einzigen Vers wie diesen hätte mancher gern geschrieben. Damals schon, als Georg Heym gestorben ist. Am Montag vor 100 Jahren. Gerade mal 24 war er da. Und heute noch, obgleich es nun eher wenige sind, die auf etwas so Exotisches wie Lyrik setzen, um dem Druck, der ihre Seelen belastet, Herr zu werden.
Obwohl, wer weiß:
Vielleicht brandet schon bald eine Twitter-Welle aus Gedichten durch die Netzwelt. Und junge Menschen wollen sich dann womöglich bei Facebook mit dem Dichter Georg Heym befreunden.
Vielleicht brandet schon bald eine Twitter-Welle aus Gedichten durch die Netzwelt. Und junge Menschen wollen sich dann womöglich bei Facebook mit dem Dichter Georg Heym befreunden.
Der sollte nach dem Willen seines Vaters Jurist werden (was er "zum Kotzen" fand) und hat einmal eine Jugendbewegung erfunden - oder doch miterfunden: den literarischen Expressionismus. Faszinierend und verstörend sind seine Gedichte allezeit geblieben, geradezu süchtig machend in ihrer treibenden Diktion. Heyms Wahrnehmung der großen Stadt Berlin ist modern, auch wenn die Rauchfahnen der gründerzeitlichen Schlote längst verflogen sind.
Das Atemlose, Aufregende, das Angst wie Lust erzeugende Getöse, die Einsamkeit gleich neben dem Getümmel - Georg Heym hat das Fiebrige, Lüsterne und Todesnahe seiner Zeit förmlich aufgesogen.
Dass der junge Mann so jung gestorben ist, zwei Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges, in dem viele seiner Generation gefallen sind oder ihre Träume jählings verloren - und wie er starb, das kann man auch für ein Zeichen halten.
Heym ist beim Schlittschuhlaufen auf der Havel zu Tode gekommen - und keineswegs fahrlässig, sondern aus edelstem Motiv: Er wollte seinen Freund Ernst Balcke retten, der im Eis eingebrochen war und zu ertrinken drohte. Nun aber führen noch immer viele Wege zu Georg Heym. Keineswegs ungeachtet all des Schreckens, der sich in 100 Jahren angehäuft hat, doch völlig unbeschadet davon hat diese Dichtung die Zeit begleitet. Heym ist nicht museal, er ist quicklebendig.
Diesem Gedanken fühlt sich seit 15 Jahren auch die Düsseldorfer Rockband Schwarzbrenner verpflichtet. Wolfgang Becker, der Chef der Kapelle, erinnert sich, wie er als junger Mann im Jahr 1980, an einem kalten Februartag, einen vermutlich eher langweiligen Familienbesuchstag in Ost-Berlin mit einem Besuch der Buchhandlung am Alexanderplatz beschloss.
Dort sah und las und kaufte er Gedichte von Heym, "Der Gott der Stadt" sprang ihn an. Das war der Beginn einer großen Freundschaft, die den Dichter posthum zum Textautoren einer Blues-Combo beförderte. Was weder ihn noch seine Texte beschädigt hat. Im Gegenteil, der treibende Rhythmus, das untergründige Beben kommender Veränderung passen gut und lassen sich prima über den Leisten der Schwarzbrenner schlagen.
Nun haben sie, passend zum Gedenktag, die Doppel-CD "Heymkehr" herausgebracht, auf der sie dem Dichter säuberlich getrennt mit Blues und mit Rock huldigen. In ihrer Sprache, mit seinem Wort.
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Heym
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1321007897952&openMenu=1272098016621&calledPageId=1272098016621&listid=1018881578428
http://www.schwarzbrenner.de/
Ich habe im vergangenem Jahr die deutsche Blues - & Rockband Schwarzbrenner kennengelernt.
Genauer gesagt, habe ich einem Bluesmagazin eine Kritik zu deren letzten Produktion "Stadt am Abend" gelesen und war sehr interessiert und angesprochen. Aber ich fand im ganzen Netz keine Seite, wo ich mir mal ein paar Songs anhören oder reinhören konnte. Die Band vertreibt ihre Produktionen selbständig. Also direkt Kontakt aufnehmen und bestellen. Der Service und die ganze Kontaktaufnahme war sehr nett und gut. Da ich ja keine große Ahnung von Lyrik habe, musste ich mich erst einmal in die Texte reinhören und lesen. Zumal mir dieser jung verstorbene Dichter Georg Heym überhaupt nicht bekannt war. Aber es fasziniert schon, wenn fast 100 Jahre alte Texte vertont werden.
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1321007897952&openMenu=1272098016621&calledPageId=1272098016621&listid=1018881578428
http://www.schwarzbrenner.de/
Ich habe im vergangenem Jahr die deutsche Blues - & Rockband Schwarzbrenner kennengelernt.
Genauer gesagt, habe ich einem Bluesmagazin eine Kritik zu deren letzten Produktion "Stadt am Abend" gelesen und war sehr interessiert und angesprochen. Aber ich fand im ganzen Netz keine Seite, wo ich mir mal ein paar Songs anhören oder reinhören konnte. Die Band vertreibt ihre Produktionen selbständig. Also direkt Kontakt aufnehmen und bestellen. Der Service und die ganze Kontaktaufnahme war sehr nett und gut. Da ich ja keine große Ahnung von Lyrik habe, musste ich mich erst einmal in die Texte reinhören und lesen. Zumal mir dieser jung verstorbene Dichter Georg Heym überhaupt nicht bekannt war. Aber es fasziniert schon, wenn fast 100 Jahre alte Texte vertont werden.