Aufhebung des Edikt von Nantes am 18.10.1685
Heinrich IV. und das Edikt von Nantes (1598)
Vier Jahre nach der Bartholomäusnacht sehen sich Katharina und Heinrich III. genötigt, dem maßlosen Blutvergießen Einhalt zu gebieten. Doch die jüngeren Guise gründeten 1576 im Einvernehmen mit Philipp von Spanien und dem Papst die Heilige Liga zur Vernichtung der Reformierten (Evangelischen). Damit die Liga sich nicht gegen ihn richten kann, stellt sich der König selbst an die Spitze. Als ihm jedoch Herzog Henri de Guise zu mächtig erscheint, lässt der König ihn ermorden. Ein Jahr später erliegt er selbst dem Dolch eines Mönchs. Da Heinrich III. von Valois keine Kinder hat, empfiehlt er sterbend den Bourbonen Heinrich von Navarra zu seinem Nachfolger. Doch die Liga und Paris anerkennen den Calvinisten (ev. Richtung) nicht. Da er Paris nicht zu erobern vermag und die große Mehrheit des Volkes keinen evangelischen Fürsten wünscht, opfert er zum Wohl des Landes (und der Calvinisten) sein Bekenntnis und wird formell katholisch. 1594 öffnet ihm Paris seine Tore, die Liga löst sich auf.
1598 erlässt Heinrich IV. das Toleranzedikt von Nantes. Es gestattet den Calvinsitzen in einzelnen Städten - besonders im Süden - die freie Ausübung ihres Glaubens und weitgehende bürgerliche Gleichberechtigung. Frankreich ist damit das erste Land mit religiöser Toleranz ohne die Einschränkung. Die Calvinisten erhalten als Pfand noch 100 befestigte Städte, und sie dürfen ein eigenes Heer behalten. So bilden die Hugenotten (französische Bezeichnung der Evangelischen) auch legal einen Staat im Staate.
Kardinal Richelieu, der 1624 - 1642 für Ludwig XIII. die Staatsleitung ausübt, betreibt mit Erfolg die Stärkung der königlichen Zentralgewalt und die Erhebung Frankreichs zur ersten Macht Europas. Schritt für Schritt raubt df in wiederholten Kämpfen den Hugenotten ihre Festungen samt der Flotte. Im Gnadenedikt von Nimes (1629) gewährt er ihnen jedoch weiterhin Glaubensfreiheit.
L`Eglise du desert - die Wüstenkirche
Erst Louis XIV., der "Sonnenkönig", macht der Glaubensfreiheit ein Ende durch die Aufhebung des Edikts von Nantes (1685). Damit ist Frankreich offiziell wieder ein rekatholisierter Staat. "Ein König, ein Gestz, ein Glaube!". Die reformierten Kirchen werden geschleift, alle öffentlichen oder geheimen Gottesdienste strengstens verboten. Die reformierten Pfarrer haben innerhalb von 14 Tagen das Land zu verlassen, alle übrigen Protestanten müssen in Frankreich bleiben. Dennoch fliehen 300000 Calvinisten - v.a. Gebildete und gewerbliche Unternehmer - in die Schweiz, nach Holland, England, Hessen, Brandenburg, ja selbst nach Amerika und Südafrika. Wem die Auswanderung misslingt, der endet durch Hinrichtung oder auf den Galeeren. Durch Flucht und Vernichtung verliert Frankreich über eine Million seiner Einwohner, das sind etwa 1/12 der Bevölkerung; es ist der größte Teil seiner Elite.
Doch der evangelische Glaube lebt in Frankreich im Untergrund weiter. Es bildet sich die "Wüstenkirche". In den dünn besiedelten Cevennen sammeln sich die Entronnen. Sie hausen in Wäldern und scharen sich um inspirierte Prediger. Die Camisarden (Bauern) erheben sich unter Jean Cavalier und liefern den Regierungstruppen 1702-1705 einen erbitterten Guerillakrieg.
(aus: 2000 Jahre Kirchengeschichte - Band 3, Armin Sierszyn)