Über 70 Jungen und Mädchen entführen Zuschauer in das Persien des 5. Jahrhunderts
"Wir haben eine Bibelgeschichte gewählt, die eher unbekannt ist", erklärte Alexander Lombardi, der gemeinsam mit Gregor Breier das Drehbuch für die zahlreichen Mädchen und Jungen im Alter von 14 bis 20 Jahren selbst verfasst hat. Dabei handelt es sich bei der Erzählung aus dem Alten Testament um eine interessante Geschichte, die heute noch Bedeutung hat.
Das Musical begann aber nicht wie erwartet in Persien zur Herrschaftszeit des Königs Xerxes, sondern im Hier und Heute: Vier Jugendliche finden sich auf einer Jugendfreizeit beim Geocaching wieder - einer Art moderner Schnitzeljagd, für die man seine Wanderrouten und -ziele nach GPS-Koordinaten bestimmt. Doch anstatt der Anweisung ihrer Gruppenleiter zu folgen, finden sie auf ihrem Weg ein altes Haus, das zunächst unbewohnt scheint. Im Inneren des Gebäudes stoßen sie auf Wachsfiguren, die die wichtigsten Personen der Geschichte von Esther aus Persien darstellen.
Als Hausbesitzer Wolfgang die Jugendlichen schließlich bei dem unbeabsichtigten Einbruch erwischt, beginnt er auf ihre Nachfrage die Bibelgeschichte zu erzählen.
Dann geht es plötzlich hoch her: Auf der Bühne steht ein riesiger Chor in bunten, aber altmodischen Gewändern; einige Tänzer führen ihre Choreographie auf - der Zuschauer befindet sich nun im Persien des 5. Jahrhunderts und erlebt mit, wie König Xerxes ein riesiges Fest feiert. Spätestens jetzt wird wohl allen Anwesenden bewusst, dass es sich bei "Esther - der Stern Persiens" um ein lautstarkes und lebhaftes Musical handelt.
Schon bald lernt das Publikum das Waisenkind Esther kennen, das in einer jüdischen Familie ein neues Zuhause gefunden hat, aber nach einem Aufruf des Palastes ins königliche Harem getrieben und zur Königin gekürt wird. Esther befindet sich schließlich in einer schwierigen Lage, als der oberste Diener Haman den König überzeugt, das gesamte jüdische Volk aufgrund dem Widersetzen eines einzelnen Juden - Esthers Cousin Mordechai - umzubringen.
Die Inszenierung der Bibelgeschichte wurde immer wieder durch Szenen aus der Gegenwart unterbrochen. Schnell wird klar, dass Esthers Probleme und ihre kurzzeitigen Zweifel an Gott auch heute noch aktuell sind. Doch die Verunsicherung lassen die Jugendlichen nicht so im Raum stehen: Das Musical endet mit einer Darbietung des Chores, die klar aussagt: "Gott ist immer für uns da!"
Das wohl Faszinierendste an der Aufführung: Die 70 Jungen und Mädchen haben sowohl den gesprochenen Text als auch die Tänze und Lieder in weniger als fünf Tagen gelernt. Das Einstudieren des Musicals erfolgte nämlich im Rahmen einer "Wort des Lebens-Jugendfreizeit", die in den Pfingstferien Bayerns und Baden-Württembergs stattfindet. Nach der Zeit der Proben touren die Teenager gemeinsam mit den Leitern durch ganz Deutschland.
"Wir sind froh, ein solches Projekt zu unterstützen und das Endergebnis ihrer Arbeit live erleben zu können", meinte Thomas Fürst, Mitorganisator aus den Reihen der Landeskirchlichen Gemeinde.
Die Leistung der Schauspieler und die stimmgewaltige Vorstellung belohnte das begeisterte Publikum nach erfolgreicher Aufführung nicht nur mit tosendem Beifall, sondern auch mit stehenden Ovationen. "Es ist einfach unglaublich, was da in weniger als einer Woche auf die Beine gestellt wurde", fand Besucherin Lisa, die sich als 15-jährige Plettenbergerin nach dem Musical gut selbst vorstellen könnte, einmal an einer solchen Musikfreizeit teilzunehmen. ■ lf